Ich weiß gar nicht mehr wie ich auf das Buch „Über Meereshöhe“ von Francesca Melandri (erschienen im Heyne Verlag) aufmerksam geworden bin. Vermutlich war ich am Stöbern durch die aktuellen Bücher und bin aufgrund des Covers einfach an diesem hängen geblieben. Es strahlt in meinen Augen schon auf den ersten Blick Ruhe und Nachdenklichkeit aus. Das weckte meine Neugier und der Klappentext überzeugte mich dann dieses Buch lesen zu wollen.
Zwei bewegende Familienschicksale, unwiderstehlich verdichtet und mit großer Sensibilität erzählt
1979 – zwei Menschen, die sonst nichts miteinander gemein haben, auf dem Weg zu einem hermetisch abgeriegelten Hochsicherheitsgefängnis, das wie eine Hazienda aussieht: Luisa, die in der Toskana einen kleinen Bauernhof führt und ihre fünf Kinder allein großzieht, besucht ihren Mann. Weil er in einem Wutausbruch einen Gefängniswärter umbrachte, wurde er kürzlich von einem normalen Gefängnis hierherverlegt. Paolo hingegen, ein vorzeitig pensionierter Philosophielehrer, wird auf dieser nach Salz, Feigen und Blumen duftenden Gefängnisinsel seinen einzigen Sohn treffen, der in den Terrorismus abgeglitten ist.
Es ist nicht mein erstes Buch in diesem Jahr, welches sich mit einem eher als schwierig einzustufenden Thema beschäftigt. Das finde ich persönlich nicht schlimm eher im Gegenteil, da gerade diese Bücher oft ein beeindruckendes Leseerlebnis bieten. Wie aber würde das mit Melandris „Über Meereshöhe“ sein? Schon der Einstieg ins Buch war nicht unbedingt einfach. Er liest sich gut und flüssig, doch war ich an dieser Stelle etwas verwirrt. Dieser Einstieg ließ sich so gar nicht mit dem Klappentext vereinbaren. Das hielt mich allerdings nicht davon ab weiter zu lesen.
Eine Luft, so voller Düfte, nein, das hätten sie nicht erwarte.
Dass sie nachts kämen, das schon, das hatten sie sich immer so vorgestellt, und als sie dann aus den Gefängnissen in ganz Italien, in denen sie einsaßen, herausgeholt wurden, war der Himmel tatsächlich noch so schwarz wie ein fauler Zahn.
Zitat Seite 11
Der Schreibstil Melandris hat mir direkt gefallen. Er ist klar und relativ einfach ohne es zu kompliziert zu machen – im gesamten also irgendwie genau richtig für dieses Thema. Es ist schwer zu beschreiben, doch eine zu leichte Sprache hätte dieses Buch in meinen Augen nicht so gut werden lassen. Das Thema ist nicht einfach und nicht alltäglich, da sollte es die verwendete Sprache und auch der Schreibstil nicht sein. Wer lockere Unterhaltung sucht, der sollte eher zu einem anderen Buch greifen.
„In Ordnung, Engelsgesicht, deine Vorgesetzten haben mir berichtet, dass du ein guter Mann bist. Ich will dir Ärger ersparen. Du kommst zu den Kinderschändern und Vergewaltigern.
Zitat Seite 38
„Über Meereshöhe“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Die Protagonisten sind überlegt angelegt und haben ausreichend Tiefgang um das Buch realistisch erscheinen zu lassen. Hier wirkt nichts übertrieben oder gekonnt gespielt. In meinen Augen ist es absolut lesenswert, daher vergebe ich auch die vollen 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung. Wer sich für „Über Meereshöhe“ interessiert, sollte jedoch wissen, dass es sich hierbei keinesfalls um Unterhaltungslektüre handelt. Es ist ein Buch das fesselt und mitreißt – trotz oder gerade wegen des Themas.
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