Dieses Buch ist mir ursprünglich aufgrund seines Covers aufgefallen, denn mal ehrlich: Es ist insgesamt toll, geheimnisvoll und lässt einiges an Interpretationsraum zu. Glücklicherweise gibt es einen Klappentext, der zumindest einige der offenen Fragen beantwortet 😉
Regel Nummer 1: Ich sage meinen Namen grundsätzlich nur einmal.
Regel Nummer 2: Jeder hat Anspruch auf sein vom Gesetz gegebenes Recht – vorausgesetzt man hat nicht mit mir zu tun.
Und Regel Nummer 3, die wahrscheinlich wichtigste von allen: Glaubt niemals nur das, was ihr seht!
Als erfolgreiche Kopfgeldjägerin der Bail Enforcement Agency jagt Sheeva Mathews Nacht für Nacht übernatürliche Straftäter. Nur ein Einziger hat es bisher geschafft, ihr immer wieder zu entwischen: Duncan McClary, der smarte Dämon, der ihr einst von der Existenz unmenschlicher Kreaturen erzählte und Sheeva um ein normales Leben brachte. Als Duncan ihr eines Tages ein sonderbares Angebot unterbreitet, muss Sheeva sich entscheiden: Sie könnte ihn auf der Stelle festnehmen oder ihm in seine dunkle Welt folgen und die Wahrheit über ihre eigene mystische Vergangenheit erfahren …
Der Einstieg ins Buch ist schnell geschafft. Innerhalb weniger Seiten erhält man einen guten Eindruck von Sheeva und zumindest ein paar kleinere Grundzüge ihrer Vergangenheit. Der Schreibstil ist insgesamt ok, gut und flüssig zu lesen.
Sheeva ist Kopfgeldjägerin und allein schon deswegen ein sehr starker Charakter. Sie hat sich dabei jedoch nicht auf menschliche Kriminelle spezialisiert sondern auf Dämonen und andere Kreaturen. Ob und inwieweit dies ggf. mit ihrer Vergangenheit zusammenhängt bleibt allerdings vollständig dem Interpretationswillen des Lesers überlassen. Leider mutiert Sheeva im weiteren Verlauf zu einem sehr verängstigten Mädchen, was sich für mich persönlich nicht mehr mit der starken Kopfgeldjägerin vom Anfang des Buches verbinden ließ.
Neben Sheeva gibt es zwei männliche „Hauptfiguren“, Duncan und Amal, beide ihres Zeichens Dämonen. Beide üben auf Sheeva ihre ganz eigene Wirkung aus, die schon mit den ersten Blicken jeweils von erotischen Spannungen untermauert sind. Sie geben der Story zweifelsohne noch eine etwas härtere, männlichere Seite, die den Handlungsverlauf etwas realistischer machte.
Die Handlung ist insgesamt wirklich gut, leider kippt der Spannungsbogen immer mal etwas wenn Sheeva sich in ihren Angstschüben oder Anschmachtungen verliert. Dies fällt deswegen so auf, da beides in krassem Gegensatz zum Charakterbild Sheevas aus dem Anfang des Buches steht. Während sie dort noch eine taffe, mutige Jägerin gewesen ist, mutierte sie immer mehr zum kleinen Weibchen, dass bei jedem Geräusch zusammenzuckt. Tatsächlich wirkte die dargestellte Angst auf mich an einigen Stellen auch derart übertrieben und künstlich hervorgeholt, dass es den Lesespaß beeinträchtigte.
Die beiden männlichen Charaktere schaffen hier zumindest einen kleinen Ausgleich, nicht zuletzt aufgrund der erotischen Spannungen der drei Hauptfiguren. Leider wirkte der Schreibstil aber auch hier mitunter etwas gestelzt und übertrieben, sodass diese Situationen ihre Wirkung nur selten wirklich entfalten konnten. Teilweise ging es tatsächlich so weit, dass ich persönlich mich bereits fragte warum hier eigentlich nicht jeder gleich jedem an die Wäsche ging. Gut das ist jetzt etwas übertrieben dargestellt, aber wenn sich die erotischen Nuancen über mehrere Seiten mit wechselnden Figuren ziehen, ist es irgendwann doch ein wenig zu viel. Die klare Linie fehlte mir da etwas.
Das Ende wiederum ist sehr gelungen. Die Plotführung hatte hier auch etwas gut aufgebautes und für den Leser äußerst spannendes, sodass ich hier tatsächlich gefesselt vor meinem Reader hing.
Insgesamt ist Porta Inferna ein Buch, dass meine persönlichen Erwartungen nicht voll erfüllen konnte. Die Grundidee ist hervorragend und bietet viel Potential. Leider hat das Lesevergnügen jedoch an verschiedenen Stellen aufgrund der teils erzwungen wirkenden Erotik und des wechselnden Charakterbildes der Hauptfigur gelitten. Die taffe Jägerin mutierte hier schnell zum eingeschüchterten Weibchen, was für mich persönlich ein wenig nervig gewesen ist. Die männlichen Charaktere sind dagegen ein kleines Highlight im Buch gewesen. Hier gibt es noch einiges an Potenzial und wird bei den ganzen erotisch angedachten Formulierungen noch einmal etwas zusammengestrichen, ergibt sich ein wirklich prickelndes Leseerlebnis.
Im Ergebnis ist es mir diesmal echt schwer gefallen eine Gesamtwertung zu finden, daher möchte ich erstmals über verschiedene Einzelwertungen einen Ansatz finden:
Cover/Klappentext: 5 Sterne
Grundidee: 5 Sterne
Charaktere: 3 Sterne ( 2 Sterne Hauptfigur / 4 Sterne Nebencharaktere)
Handlung / Umsetzung der Grundidee: 3 Sterne
Schreibstil: 2 Sterne
Gesamt: 3,6 Sterne
Ich muss gestehen, ich habe mir diese Gedanken gemacht während ich das gerade hier schreibe und finde im Ergebnis, dass die Bewertung so fairer und passender für das Buch ausgefallen ist. Ich bin selbst ein wenig überrascht über das Ergebnis, aber jede der Teilbewertungen ist so absolut zutreffen und für mich korrekt.
Ich finde die Umschreibung, dass du selbst überrascht bist -überraschend….-))) Mit wie viel Sternen hattest du denn gerechnet? LG Verena
Das Problem ist ja, wenn man den Schreibstil nicht so gut findet, das ganze Buch insgesamt für einen leidet. Dadurch, dass ich es aber auf die einzelnen Bestandteile runtergebrochen habe, wurde alles gleich gewichtet. Ohne diese Zwischenwertungen hätte das Buch irgendwo zwischen 2 und 3 Sternen gelegen. Da ich mich aber nicht entscheiden konnte, habe ich die Wertung wie geschrieben aufgesplittet – mit überraschendem Ergebnis.