Dank des dtv hatte ich auf der vergangenen Buchmesse das Glück Jean-Paul Didierlaurant in einem Meet & Greet persönlich zu treffen. Ich war sehr gespannt auf den Autor, denn bereits „Die Sehnsucht des Vorlesers“ fand ich ausgesprochen gut. Natürlich war ich ein wenig nervös, denn auch wenn ich den Autor nicht allein treffen würde, so schwirrten mir doch bereits Wochen vorher einige Fragen im Kopf herum. Mein größtes Problem: die Sprache. Jean-Paul Didierlaurant ist Franzose und auch wenn Französisch zu einem meiner einstigen Schulfächer gehörte, so ist es inzwischen doch mehr als eingerostet. Da blieb mir nur die Hoffnung, dass er Englisch sprechen oder es einen Dolmetscher geben würde.
Donnerstag 14:00 Uhr – Termin für das Treffen am Stand des dtv auf der Frankfurter Buchmesse. Ich hatte mir das Buch aufgrund einer kleinen Panne erst am Wochenende vorher kaufen können, es inzwischen zwar lesen aber keine Fragen vorbereiten können. Im Nachhinein kein wirkliches Problem, an jenem Donnerstag machte es mir allerdings durchaus einige Sorgen. Ich war recht früh am Stand um mich schon einmal umzusehen. Schnell war die Gruppe Blogger entdeckt, mit denen ich am Meet & Greet teilnehmen würde. Der Raum des Treffens – ein kleiner abgetrennter Bereich des Stands – war dann eher eng und zweckmäßig als wirklich gemütlich. Ich glaube das störte allerdings niemanden von uns wirklich. Glücklicherweise war auch die Übersetzerin des aktuellen Buches „Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky“ dabei, sodass die Sprachbarriere ebenfalls umschifft werden konnte 🙂 Im folgenden nun einige unserer Fragen (es waren eine ganze Menge) und Didierlaurants Antworten im ungefähren Wortlaut:
Blogger: Wie kam Ihnen die Idee zu „Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky“?
Die Idee zum Buch kam durch den Tod meines Vaters. Durch ihn kam ich erstmals in Berührung mit dem Beruf eines Thanatopraktikers. Über einen Freund habe ich einen sehr umfangreichen Einblick in diese Arbeit bekommen. Ich finde gerade diese einfachen Berufe sehr interessant. Sie werden oft nicht wahrgenommen. Nicht umsonst sieht sich Ambroise selbst als Unsichtbaren, da er versucht möglichst nicht aufzufallen und die Hinterbliebenen zu unterstützen oder zu entlasten. Ich mag es scheinbar einfachen Figuren oder Berufen etwas Besonderes zu verleihen und so vielleicht auch dem einen oder anderen Leser die Augen zu öffnen.
„Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky“
Ein großartiger Roman über das Leben und seine Schwierigkeiten…
Jetzt die vollständige Rezension lesen.
Natürlich ist es dafür wichtig sich in das eigene Buch einzufühlen. Ich bin da sehr genau, was allerdings auch eine Art Baby-Blues zur Folge hat sobald ich mich dem Ende nähere. Es hat immer etwas von einem Abschied, auch wenn niemand verlassen wird. Dieses Gefühl gehört einfach dazu und hält für einige Tage an – bis mich eine neue Idee packt.
Blogger: Wie wichtig sind Ihnen die kleinen Freuden des Lebens?
Es ist sehr wichtig sich auch einmal auf die Kleinigkeiten zu besinnen und das eigene Leben zu genießen. Ich treffe mich gern und regelmäßig mit Freunden um gemeinsam ein Glas Wein zu trinken oder gut zu essen. Einen Favoriten habe ich beim Essen nicht, obwohl… ich mag die bodenständige Küche eher als beispielsweise die gehobene Küche. Die Rezepte meiner Großmutter sind noch immer die besten.
Signatur „Die Sehnsucht des Vorlesers“
Blogger: Wie entstand die Idee zum Buch „Die Sehnsucht des Vorlesers“?
Die Figur des Guylain Vignolles ist tatsächlich bereits etwa 10 Jahre alt. Die Idee zu ihr entstand im Zuge eines literarischen Wettbewerbs. Ich schrieb eine Kurzgeschichte über einen Mann, der einzelne Buchseiten sammelte um sie in der Bahn vorzulesen. Guylain verfolgte mich allerdings auch nach dem Wettbewerb weiterhin. Ich dachte viel über ihn und sein Leben nach, überlegte ob es für ein Buch reichen könnte und schrieb es letztendlich. Mit der Fertigstellung des Romans verfolgte er mich nicht mehr. Man könnte also sagen, Guylain wollte selbst, dass ich seine Geschichte aufschreibe. Ich habe mich nur nicht dagegen gewehrt.
„Die Sehnsucht des Vorlesers“
Ein Buch wie ein mehrwöchiger Urlaub verpackt in nur 220 Seiten…
Jetzt die vollständige Rezension lesen.
Blogger: Gibt es einen Favoriten unter Ihren Büchern?
Diese Frage kann und möchte ich nicht beantworten. Es ist als würde man eine Mutter nach ihrem Lieblingskind fragen. Darauf wird es keine Antwort geben. In gewisser Hinsicht ist jedes meiner Bücher mein Favorit wobei das jeweils aktuelle die meiste Aufmerksamkeit bekommt. Das liebt allerdings in der Natur der Sache. Ich arbeite vielleicht gerade daran, während die anderen bereits fertig sind.
Blogger: Welchen Beruf haben Sie erlernt und arbeiten Sie noch in diesem?
Diese Frage wird mir sehr häufig gestellt, wobei viele bei der Antwort oft enttäuscht sind. Es wird immer erwartet etwas literarisches zu sagen – wie Lehrer oder Professor oder ähnliches. Ich muss dann allerdings antworten, dass ich in einem Call-Center gearbeitet habe und dort tatsächlich noch immer arbeite. Aktuell gehe ich diesem Beruf zwar nur noch an zwei Tagen pro Woche nach, aber er passt eben in den Augen vieler nicht zu einem Schriftsteller. Dennoch mag ich das Team dort und genieße den Luxus auch einmal nicht zu schreiben.
Die Schriftstellerei ist dagegen für mich eher Vergnügen als Arbeit. Sie bereitet mir Spaß und ich bin froh, dass ich inzwischen einen Großteil meiner Zeit so verbringen kann.
Signatur „Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky“
Blogger: Wie schreiben Sie Ihre Bücher, haben Sie ein Konzept nach dem Sie vorgehen?
Ich habe mit Kurzgeschichten begonnen, was auch heute noch in einigen Romanen auffällt. Ich schreibe die Kapitel einzeln, jedes für sich. Sie ergeben zwar ein Gesamtbild, doch beim Schreiben konzentriere ich mich einzig auf das jeweilig aktuelle Kapitel. Es ist wie bei einer Wirbelsäule. Sie besteht aus vielen einzelnen Wirbeln, die zusammen das Rückgrat ergeben. So ist es auch in meinen Büchern.
Blogger: Benötigen Sie Ruhe beim Schreiben oder ist es Ihnen lieber mit Musik oder anderen Hintergrundgeräuschen zu schreiben?
Ich schreibe meistens mit Musik im Hintergrund, wobei ich keine spezielle Richtung bevorzuge. Ich wähle etwas aus, das zur aktuellen Stimmung im Buch passt. Es ist einfacher eine traurige Szene zu schreiben, wenn auch melancholische Musik läuft als beispielsweise Partymusik oder ähnliches. Ein genaues Schema gibt es also nicht. Oft suche ich mir einfach etwas auf Youtube aus.
Frage an die Übersetzerin: Wie lange dauert es ein Buch zu übersetzen oder anders wie schwer ist es?
Einfach ist es nicht, wobei viel vom Buch abhängt. Monsieur Didierlaurent hat eine sehr poetische Sprache, die es manchmal etwas schwieriger macht. Es ist wichtig bei der Übersetzung darauf zu achten, dass diese Poetik auch im Deutschen zu erkennen ist. Hier hängt viel auch vom Autor ab, da die Übersetzung oft mit ihm besprochen wird um ein wirklich gutes Ergebnis zu erhalten.
Gewinnspiel
Na habt ihr jetzt Lust auf die Bücher des Autors bekommen? Dann nutzt eure Chance und hüpft mit einem Kommentar in den Lostopf für Didierlaurants neuestes Buch „Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky“. Ausgelost wird am kommenden Sonntag den 29.10.17 im Laufe des Tages 🙂
Zum Abschluss noch die üblichen Teilnahmebedingungen:
1. Du solltest über 18 sein oder die Zustimmung deiner Eltern haben.
2. Teilnehmen kann jeder Leser aus DE. AT und CH ist mit Portobeteiligung ebenfalls möglich 🙂
3. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen und natürlich freue ich mich über das Teilen des Beitrags 🙂
Übrigens, ein Extralos gibt es für jeden, der mir die Signaturen übersetzt per Mail an info AT reading-books.de mit dem Betreff „Gewinnspiel Dinsky“ schickt 😉
Und gewonnen hat Bärbel 🙂 Herzlichen Glückwunsch. Melde dich doch bitte per Mail bei mir 🙂
Huhu,
bin gerade auf deinen Blog gestoßen (warum erst jetzt?) und wollte mir unbedingt dein Meet&Greet durchlesen, da ich „Die Sehnsucht des Vorlesers“ sowie „Macadam“ verschlungen habe! Einen tollen Einblick hast du geschaffen und ein wenig Wehmut das ich nicht vor Ort war!
Da ich gerade erst auf dich gestoßen – und dir direkt gefolgt – bin, werde ich nicht so frech sein und in den Lostopf hüpfen, wünsche aber allen Interessierten viel Glück (=
Hab einen feinen Samstag!
Das Buch klingt ja echt toll! Da springe ich gerne in den Lostopf. Leider ist mein Französisch miserabel, daher keine 2. Loschance via Mail 🙁 Aber vielleicht reicht ja auch eins.. 🙂
Klingt super interessant! Da hüpf ich gerne ich den Lostopf und lasse liebe Grüße da. Elli
Das Buch klingt super, ich fand schon „Die Sehnsucht des Vorlesers“ gut. Da probiere ich hier gern mein Glück.
Das klingt nach einem tollen Erlebnis. Ich kenne bisher keines seiner Bücher, aber du hast mein Interesse geweckt.