Anfang Februar habe ich euch ja bereits von der Neuerscheinung im Arctis Verlag vorgeschwärmt. Mit „Zorngeboren“ erscheint heute ein weiteres Highlight. Schon das englische Original hatte im letzten Jahr für Aufregung gesorgt und wir alle erwarten inzwischen vermutlich bereits sehnsüchtig die Fortsetzung. Die Frage ist allerdings: wird die Übersetzung dem Original gerecht?
Rielle und Eliana. Zwei Königinnen, die die magische Macht besitzen, über das Schicksal der Welt von Avitas zu bestimmen. Doch wer von beiden wird sie retten, und wer sie zerstören?
Rielle Dardenne rettet ihren Freund den Kronprinzen – mithilfe der sieben Arten der Elementarmagie. Doch die Einzigen, die diese außergewöhnliche Fähigkeit besitzen sollen, sind laut Prophezeiung zwei Königinnen: die Sonnenkönigin des Heils und die Blutkönigin der Zerstörung. Kann Rielle in sieben Prüfungen beweisen, dass sie die Sonnenkönigin ist? Tausend Jahre später: Die Kopfgeldjägerin Eliana Ferracora besitzt magische Kräfte und glaubt, damit unantastbar zu sein – bis eines Tages ihre Mutter und andere Frauen verschwinden. Eliana schließt sich einer gefährlichen Mission an und entdeckt, dass das Böse im Herzen des Imperiums noch schrecklicher ist, als sie es sich jemals hat vorstellen können …
Die Geschichte wird in zwei Ebenen erzählt. Eine von ihnen übernimmt Lady Rielle. Sie lebt am königlichen Hof und wird regelmäßig aufgrund ihrer besonderen Gabe von ihrem Vater eingesperrt. Sie ist eine starke junge Frau, die ihre Gefühle nicht öffentlich zeigen darf. Das setzt sie vor allem emotional unter Druck. Der fehlende Rückhalt ihres Vaters verschlimmert die Situation nur noch.
„Das Empirium ruht in jedem Lebewesen und jedes Lebewesen ist Teil des Empiriums.
Seine Macht verbindet nicht nur Haut mit Knochen, Wurzeln mit Erde, Sterne mit Himmel, sondern auch Straße mit Straße und Stadt mit Stadt.
Augenblick mit Augenblick.“
Zitat S. 18
Eliana lebt mehr als ein Jahrtausend nach Rielle, doch auch sie scheint nicht normal zu sein. Was es mit ihr auf sich hat bleibt lange ein Rätsel. Als Kopfgeldjägerin hat sie gelernt sich durchzusetzen und von niemandem unterkriegen zu lassen. Als ihr Auftraggeber jedoch von ihr verlangt den berüchtigten Wolf zu finden und zu töten, ändert sich mit einem Schlag ihr Leben.
„Ich habe zwar die Kraft einer Kriegerin, dachte sie, aber das Herz eines Feiglings.“
Zitat S. 77
Die Erzählweise in zwei zeitlichen Ebenen hat mich direkt begeistert. Jede Figur bekommt so ihren Raum, da sie nicht in direkter Konkurrenz zueinander stehen. Das macht es leicht sowohl mit Rielle wie auch mit Eliana mitzufiebern. Beide waren mir sympathisch und ich könnte nicht sagen, welche von beiden ich bevorzugen würde. Rielle weiß über welche Macht sie verfügt während Eliana alles noch lernen muss. Dennoch hat El eine ganz eigene Kraft entwickelt, die sie trotz aller Widrigkeiten durchhalten lässt. Ihr kleiner Bruder Remy, der bisher nur eine Nebenrolle spielt, scheint für den Fortgang der Trilogie noch wichtig zu werden. So manches Mal hatte ich das Gefühl als wüsste er wohin die Reise geht. Regelrecht faszinierend ist jedoch der Wolf. Er ist mehr als es zunächst den Anschein hat und ich bin sehr gespannt wie sich diese Figur weiterentwickelt.
Die Handlung beginnt recht einfach, sodass genügend Zeit ist die Figuren kennenzulernen und in die Geschichte hinein zu finden. Dabei merkte man nicht, wie schnell die Seiten dahin fliegen und ehe man sich versieht, hat man das halbe Buch verschlungen. Der teils sehr bildhafte Schreibstil der Autorin fesselt ungemein. Die Darstellung in zwei Ebenen fördert die Spannung nur noch zusätzlich. Da hier nichts verschachtelt ist, wird es nicht kompliziert und der Leser kommt schnell voran. Das eigentliche Geheimnis hinter den Figuren, die Prophezeiung führt nach spätestens der Hälfte des Buches zu ersten Vermutungen. Diese befeuern nur noch das Gefühl unbedingt weiterlesen zu müssen – sehr gut! Man könnte meinen die Spannung wäre durch die vermeintliche Antwort auf die zentrale Frage verloren gegangen aber Fehlanzeige. Ich konnte das Buch nicht weglegen.
„Aber wenn du umgekommen wärst, hätte ich es nicht ertragen. Wenn du umgekommen wärst, weiß ich nicht, was als Nächstes passiert wäre. Was ich getan hätte um dich zu rächen.“
Zitat S. 143
„Zorngeboren“ ist ein großartige Auftakt der Empirium-Trilogie von Claire Legrand. Ich verstehe, warum viele bereits vom Original begeistert waren. Die Übersetzung des Arctis Verlags steht diesem in nichts nach. Die Charaktere sind sympathisch umgesetzt, trotz der teils etwas widrigen Hintergründe. Es mag schnell klar sein, wer der „Böse“ und wer der „Gute“ ist, dennoch fiebert man bis zum Ende mit. Großartiger Stil, spannende Story und ein Cover zum Verlieben. Was braucht ein Buch mehr? Ein Highlight der Jugendbuch-Fantasy in diesem Jahr. Falls ihr euch jetzt noch fragt, ob ihr es lesen solltet… Ja das solltet ihr. Definitiv!