Wenn es den Tod bedeutet sich zu erinnern

Ich liebe Bücher mit neuen Ideen. „Memory Game – Erinnern ist tödlich“ weckte dadurch natürlich mein Interesse. Die Idee der Gesellschaftsstruktur ist einfach gut. Gleichzeitig wollte ich unbedingt mehr über die Hintergründe, die Ursachen erfahren.

In Claires Welt gibt es zwei Arten von Menschen: solche, die wie sie sind und sich nur an die Ereignisse des vorangegangenen Tages erinnern können, und solche wie ihren Ehemann Mark, deren Gedächtnis zwei Tage zurückreicht. Claire hat nur eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit: ihr Tagebuch. Was sie nicht rechtzeitig aufschreibt, geht für immer verloren. Eines Morgens steht die Polizei vor Claires Tür. Die Leiche einer Frau wurde im Fluss gefunden. Nach Aussage der Beamten war sie Marks Geliebte und er wird des Mordes verdächtigt. Sagt die Polizei die Wahrheit? Kann Claire ihrem Ehemann vertrauen? Und vor allem: Kann sie sich selbst vertrauen?

Der Einstieg ins Buch ist gut gewählt. Schnell wird die Gesellschaftsform grundlegend erklärt. Die Einstufungen der Menschen wird deutlich aber auch die sich ergebenden Schwierigkeiten aus den fehlenden Erinnerungen. Es gibt zwei Typen von Menschen: jene, die sich nur an den vorherigen Tag erinnern und jene, die sich an zwei Tage erinnern. Um dennoch wichtige Ereignisse nicht zu vergessen führen sie Tagebücher, die morgens zuerst gelesen werden und abends als letztes befüllt werden. 

Doch das reine Miteinander ist nicht die einzige Herausforderung. „Memory Game“ zeigt ein großes Manko einer solchen Gesellschaft: Verbrechen sind äußerst schwierig aufzuklären, da sich spätestens zwei Tage darauf schlichtweg niemand mehr erinnert. Das macht diesen Thriller auch so besonders. Hier können sich die Ermittler ausschließlich auf Fakten und ihre Notizen dazu verlassen. Natürlich muss der Fall innerhalb von zwei Tagen geklärt werden, denn dann fällt es auch ihnen schwer Zusammenhänge zu erkennen. 

Diese Darstellung sowie die Umsetzung war es auch, was mich in diesem Buch am meisten überzeugte. Zu den Figuren konnte ich dagegen nur schwer eine Verbindung aufbauen, was vielleicht auch an der Tatsache lag, dass sie sich selbst teilweise kaum kennen? Es wirft die Frage auf wie wir uns selbst definieren. Durch den aktuellen Tag, den letzten Tag, durch unsere Erinnerungen? Auch jetzt stelle ich mir das Leben in einer solchen Gesellschaft als recht schwierig vor. 

Da ist es von Vorteil, dass die Autorin darauf geachtet hat alles im Buch logisch nachvollziehbar zu halten. Jegliche aufkommende Fragen wurden während des Lesens beantwortet und die Story war packend. Bis auf das Manko der für mich fehlenden Verbindung zu den Figuren konnte „Memory Game“ also durchaus überzeugen und ist es in jedem Fall wert gelesen zu werden.

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