Im letzten Jahr ist mit „Odinskind“ der erste Teil der Rabenring Trilogie von Siri Pettersen erschienen. Heute nun ist endlich (!!) die Fortsetzung im Handel erhältlich. Auch bei „Fäulnis“ setzt sich die schockierende Einfachheit im Cover fort. Ich hatte euch hier von der Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr ja bereits einen Ausblick auf die Cover von Band 2 und 3 gezeigt.
Achtung: Die Rezension kann Spoiler zu „Odinskind“ enthalten! Weiterlesen auf eigene Verantwortung!
Es ist bereits einige Monate her, dass ich „Odinskind“ gelesen habe. Dennoch war der Einstieg sehr einfach. Bereits nach wenigen Zeilen war ich wieder mitten im Geschehen. Auch wenn der Prolog zunächst einige Fragen aufwarf, aber das ist gut – so war die Spannung direkt wieder da.
„Odinskind“ endete ja recht turbulent. Hirka ist nun in der wirklichen Welt, Rime ist Rabenträger und Urd ist tot. Letztes kümmert mich eher wenig, denn ich mochte ihn ohnehin nicht 😉 Hirka und Kuro sind wieder eine Sache für sich und haben einige Schwierigkeiten sich zurecht zu finden.
Hier hat sie es zunächst etwas leichter als andere obdachlose Jugendliche. Sie kommt in einer Kirche unter und kann dort zumindest einige Monate ohne große Rückfragen bleiben. Das hilft ihr allerdings nur über die erste Zeit und schon bald sieht sie sich mit Herausforderungen konfrontiert, die wohl jeden ins Wanken bringen würde.
„Ihr seid in Massen geboren worden von Müttern, die im Sterben liegen, noch bevor ihr aus ihnen rauskommt, und ihr nennt uns Totgeborene? Morgen seid ihr alle weg. Was seid ihr, wenn nicht Leichen?“
Zitat „Fäulnis“ S. 115
Mit Naeill tritt eine neue Figur ins Geschehen. Sein Auftauchen war befremdlich, doch schnell regte sich auch bei mir die Faszination über diesen „Mann“. Dies könnte nun natürlich am wieder einmal sehr überzeugenden und bildhaften Schreibstil der Autorin liegen, oder aber an Hirka, deren Gefühle und Gedanken teilweise fast schon greifbar sind.
„Wie kannst du dich auf ihn verlassen?! Hast du ihn dir mal angesehen? Das ist kein Mensch, Hirka, kapierst du das denn nicht?“
Zitat „Fäulnis“ S. 134
Tatsächlich finde ich den zweiten Band vom Schreibstil etwas besser als „Odinskind“. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass wir als Leser bereits mitten im Geschehen sind und sich nicht erst einiges entwickeln muss. Auf beiden Seiten der Steintore gibt es Gefahren, die bestanden werden müssen. Sowohl Hirka wie auch Rime müssen sich eigenen Gefahren stellen und sehnen sich doch ständig nacheinander.
Wie geht es weiter?
Nun wie geht die Geschichte um Hirka und Rime weiter? Das werde ich euch hier natürlich nicht verraten. Nur soviel sei gesagt: „Fäulnis“ ist ein würdiger Nachfolger von „Odinskind“. Das Buch hat letztes Jahr bereits hohe Wellen geschlagen und ich bin sicher, dass auch „Fäulnis“ mindestens genauso viel Beachtung bekommen wird. Es lohnt sich einfach.
Was mich an diesem Buch begeistert? Die Story ist neu, unverbraucht und dabei gleichzeitig extrem spannend und fesselnd. Siri Pettersen hat ihre Figuren mit Liebe geschaffen und ihnen die notwendige Tiefe gegeben. Dadurch konnte ich mich in jede Situation problemlos einfühlen. „Fäulnis“ ist ein Buch, das man in einem Rutsch durchlesen möchte, weil man gar nicht anders kann. Großartig und traurig zugleich, denn während ich der Geschichte noch nachhänge weiß ich auch, dass nun wieder die Zeit des Wartens beginnt. Aber immerhin erscheint mit „Gabe“ der dritte Band noch in diesem Jahr 🙂 Ich freue mich bereits darauf und bin sehr auf den Abschluss der Rabenringe Trilogie gespannt.