Es gibt emotionale Geschichten, mal mehr und mal weniger mitreißend. Der Roman „… und die Erde dreht sich weiter“ von Stephanie Mischke verspricht bereits vom Titel eine solche Geschichte, was durch die Gestaltung des Covers noch unterstützt wird.
Schon mein erster Eindruck des Buches, ohne überhaupt zu wissen worum es ging, war sehr positiv. Wenn man den Klappentext nicht kennt, lässt das Cover bereits eine Story mit Tiefgang vermuten. Farblich ist es recht fröhlich ohne jedoch „Party!!“ zu schreien. Es wirkt trotz allem eher gedeckt und etwas nachdenklich – perfekt um mich anzulocken.
Worum aber geht es? Tina führt ein scheinbar perfektes Leben. Sie hat einen gutaussehenden Mann, der sie auf Händen trägt. Ihr kleiner Sohn ist ihr jeden Tag eine Freude und doch hat sie das Gefühl, dass ihr etwas fehlt. Sie tritt auf der Stelle und möchte endlich wieder raus. Sie möchte mehr als nur Mutter und Ehefrau sein. Doch kaum dass sie wieder in ihrem alten Job angefangen hat, wird sie erneut schwanger. Während ihr Mann sich freut, bricht für Tina eine Welt zusammen. Sie kann sich nur schwer mit ihrer neuen Situation anfreunden, doch gerade als es ihr gelingt ereilt sie ein weiterer Schicksalsschlag.
Während das Buch recht entspannt beginnt und teils fast schon ein wenig amüsant ist, holt mich wie auch Tina der Alltag recht bald ein. So dauert es auch nicht lang, bis die Emotionen das erste Mal einen Kloß im Hals bewirken und ich tatsächlich auch Tränen in den Augen habe. Mich als Leser hat Stephanie Mischke zumindest auf der Ebene definitiv erreicht. Die Darstellung von Tinas Geschichte ist klar, mitreißend, wenn auch manchmal etwas schnell. Nicht immer erscheinen mir ihre Handlungen vollkommen logisch, ein anderes Mal fast schon übertrieben dramatisch. Dennoch hilft es Tinas Situation in vollem Umfang zu erfassen.
Erwarteten sie Trost? Von mir? Wem sollte ich Trost spenden, wo ich doch noch nie in meinem Leben einen solchen Schmerz in mir getragen hatte.
Zitat Pos. 1094
Tina erleidet einen der wohl schlimmsten Schicksalsschläge, die wir uns vorstellen können. Sie verliert sowohl ihren Mann wie auch ihren Sohn bei einem tragischen Autounfall. Das wirft sie in ein großes Loch und lange scheint es, als würde sie sich selbst in ihrem Schmerz verlieren. Ihre beste Freundin erkennt sie kaum wieder. Aus der einst lebenslustigen Frau ist nur noch ein schmerzerfüllter Schatten geworden, der niemanden in seiner Nähe haben möchte. Die Flucht aus dem eigenen Leben scheint hier der einzige Ausweg.
Ich finde es gut, dass die Autorin hier nichts runter gespielt hat und dem Leser den vollen Umfang von Tinas Schmerz zeigt. Dadurch wird die Handlung nachvollziehbar. Sie braucht Zeit und Abstand um mit der Situation umzugehen, neue Kraft zu finden und nach vorn blicken zu können. Ich finde es gut, dass Stephanie Mischke hier den kompletten Weg zeigt und nicht einfach die „*zack* plötzlich wird alles besser“ Variante wählt. Das gibt der Entwicklung Glaubwürdigkeit auch wenn es trotz allem manchmal kleine Sprünge gibt, die etwas irritieren was unterm Strich aber kaum auffällt.
Tina ist ein sehr starker Charakter, der durch das eigene Schicksal massiv aus der Bahn geworfen wird und dann im wahrsten Sinne des Wortes ganz unten ankommt. Mischke beschönigt hier nichts, sondern zeigt alle Geschehnisse fast schon rabiat deutlich. Das ist teilweise abstoßend, teilweise herzzerreißend und dann wieder unterhaltsam. Eine gekonnte Mischung, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte.