Überlebenstraining mit Jerker Virdborg

Ein Überlebenstraining der anderen Art: In „Sommer, Schwester“ ist der eigentliche Krieg zwar vorbei, der Kampf ums Überleben hat allerdings gerade erst begonnen. Wenn es nirgends sicher ist, dann ist es schwer etwas Essbares oder einen Schlafplatz zu finden. Die Gesellschaft, wie wir sie kennen gibt es nicht mehr. Ein Szenario, dass in der Prepping Szene nur eines von vieles ist. Selbst banalste Dinge werden plötzlich zum Luxus – Körperpflege, warme Mahlzeiten, ausreichend Wasser.

Überlebenstraining Regeln

Überlebenstraining – Die wichtigsten Regeln

Prepper wissen: Sobald es ums Überleben geht, kommen die eigenen Bedürfnisse an erster Stelle – vielleicht noch die von Familienmitgliedern. Wer früher ein Freund war, wird nun schnell zum Feind. Die erste Regel zum Überleben nach Virdborg ist daher klar: Sei misstrauisch! Da jeder zum Feind werden kann, sind die nächsten Regeln ebenfalls schnell gefunden:

1. Traue niemandem!
2. Gehe nur nachts weiter.
3. Meide große Straßen.
4. Meide große Orte.
5. Meide kleine Orte.

Achte auf deine Besitztümer, auf dein Essen aber vor allem auf dein Wasser. Wasser ist ein kostbares Gut, wichtiger als Essen – vielleicht wichtiger sogar als Waffen. Findest du leere Flaschen, dann nimm sie mit und fülle sie bei der ersten Gelegenheit mit frischen, trinkbarem (!) Wasser.
Wasser auffüllen

6.Wasser ist wichtiger als Essen!

Ich arbeitete konzentriert und effizient. Von meinem Schlafplatz auf dem Dachboden des L-Hauses holte ich alles, was ich für brauchbar hielt,… 

„Sommer, Schwester“ S. 19

Das Erschreckende: Essen zu finden ist oft deutlich einfacher als Wasser. Ist der Regen sauber, sollte er daher unbedingt aufgefangen werden. Wer über die Fähigkeit verfügt, Fallen zu bauen, sollte längere Aufenthaltszeiten nutzen um zu jagen. Munition sollte möglichst nicht für die Jagd verschwendet werden.

7. Ziehe immer zuerst.
8. Du hast immer genug Munition. Wenn nicht, gib vor, dass es so ist.
9. Traue niemandem!

Der Überlebenskampf in „Sommer, Schwester“

Diese neun Ratschläge bekommen Anna und Erik von einem glatzköpfigen Waffenhändler gleich zu Beginn des Buches. Ob sie die Regeln befolgen zeigt sich während des Lesens. Doch auch so wird schnell klar, dass Annas Vergangenheit ein Vorteil für beide ist.
Während Erik mit der Situation überfordert ist und trotz seiner 17 Jahre eine kindliche Naivität an den Tag legt, scheint Anna vieles im Griff zu haben. Sein Zustand mag in seiner Veranlagung liegen, ihr Verhalten jedoch in der frühen Notwendigkeit allein für sich und den Bruder sorgen zu müssen. Das ungleiche Gespann zieht durch die Wildnis, fern von Orten und immer auf der Hut.

Rezension „Sommer, Schwester“

Es dauert nicht lang und beide geraten erstmals in eine Situation, die für beide tödlich enden könnte. Jetzt zeigt sich, dass Anna eben nicht allein auf sie beide aufpassen kann und Erik zumindest einfache Dinge ebenfalls beherrschen sollte.

„Erik!“, sagte sie laut. „Nimm die Waffe!“ Und guck nach, ob er noch mehr hat!“

„Schnell“, zischte sie mich an.
Ich rührte mich nicht.
Ich konnte nicht.

„Sommer, Schwester“ S. 57/58

Anna beginnt ihn zu trainieren, damit er im Notfall auch ohne sie zurecht kommt. Anna’s Survival Training für Erik erinnert ein wenig an ein Bootcamp. Erik muss sprinten, sich in den Schlamm werfen, die Waffe aufheben und „schießen“ – in für ihn gefühlt endlosen Wiederholungen. Dennoch, all die Übung ist nur eine halbe Vorbereitung auf den möglichen Ernst. Seine Reaktion als es letztlich soweit ist daher auch wenig überraschend.
Prepping - Camping Kocher

Prepping – Überlebenstraining als Lebenseinstellung

Prepper AtemschutzPrepping ist für viele Menschen heute eine Lebenseinstellung. Sie bereiten sich auf mögliche Endzeitszenarien vor, wobei manche sich gezielt auf das in ihren Augen wahrscheinlichste ausrichten. Ein vernichtender Krieg ist dabei nur eine Variante. Bücher wie „Sommer, Schwester“ stellen eine ganze Sammlung an Szenarien vor: Zombies, Atomkriege, Alienangriffe usw. Wer in einem solchen Szenario über einen sicheren Unterschlupf, Waffen und Munition sowie ausreichende Essensvorräte verfügt ist klar im Vorteil. Dennoch gehören Prepper noch zu einer Minderheit – vielleicht, weil wir noch nicht den Glauben an den Frieden verloren haben.
Wer nun mehr darüber erfahren möchte: Es gibt in Deutschland bereits Prepper Vereine, die eine erste Anlaufstelle sein können.


„Sommer, Schwester“ *
Jerker Virdborg
Arctis Verlag

4 Replies to “Überlebenstraining mit Jerker Virdborg

  1. Das klingt ja super spannend. Ich habe im Fernsehen mal ein Interview mit einem Prepper gesehen und fand das sehr interessant. Ich denke einiges kann man durchaus in seinen Alltag integrieren. Zum Beispiel fand ich die Aussage sehr sinnvoll, auch immer gesundheitlich auf dem aktuellen Stand zu sein. Also nicht lange den nächsten Zahnarztbesuch vor sich her zu schieben etc.
    Viele Grüße,
    Diana

  2. ein durchaus interessantes Thema, ich muss allerdings zugeben, dass ich persönlich so gar nichts damit anfangen kann – bzw. noch nie über so eine Art Überlebenstraining nachgedacht habe! schon bizzar, dass daraus „Meetings“ gemacht werden!
    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina

  3. Der Beitrag hat mich wirklich überrascht. Ich finde es auch ziemlich bizarr sich mit einem solchen Thema auseinander zu setzen. Für einige Menschen ist das vielleicht ein wichtiges Thema, das sie täglich beschäftigt. Für mich gehört es irgendwie nicht zu meiner Gedankenwelt. Aber es ist prima durch solche Beiträge auch mal andere Dinge und Themen zu einem Buch zu erfahren. Von daher Danke für den Einblick.
    Gruß
    Anja

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