Auf dieses Buch war ich echt extrem gespannt. Erschienen im Blanvalet Verlag gehörte es zu meinen unbedingten Must Reads. Das lag nicht nur am Cover sondern vielmehr auch an der Geschichte, deren Ansatz ich zwar schon in anderer Form kennengelernt hatte, die mich aber dennoch wieder reizte. Als sich vor kurzem die Gelegenheit bot es zu lesen, war also klar, dass ich sie nicht ungenutzt lassen konnte 🙂
Wut, Enttäuschung, Schmerz – Gefühle drohten die Menschheit auszulöschen. Ein Chip befreit sie nun von ihren schädlichen Emotionen. Denn selbstständig zu fühlen ist einfach zu gefährlich. Das erfährt Zoe am eigenen Leib, als plötzlich eine Störung an ihrem Chip auftritt. Zum allerersten Mal entstehen in ihrem Kopf eigene Gedanken und unaufhaltsame Gefühle. Zoe muss dieses Geheimnis um jeden Preis bewahren; sollte es gelüftet werden, droht ihr die Auslöschung. Doch dann gerät ihr Chip derart außer Kontrolle, dass sie sich nicht länger verstecken kann und für ihr Leben und ihre Freiheit kämpfen muss.
Emotionen sind schlecht. Sie sind die Wurzel allen Übels – oder doch nicht? Nachdem die Menschheit auf besten Wege war sich selbst zu zerstören, sollte ein Chip die Erlösung bringen. Eingesetzt im Gehirn jedes Menschen unterdrückt er sämtliche Emotionen und lässt die Bevölkerung so zu einer stumpfsinnigen Masse von Arbeitern werden. Lediglich das Gefühl des Schmerzes wird nicht unterdrückt, zum Schutz des Einzelnen. Die Kontrolle des Systems ist allgegenwärtig. Jeder Mensch ist mit dem sogenannten Link verbunden, über den aktuelle Nachrichten, Mitteilungen und alles andere verteilt werden. Eines wurde bei der Entwicklung jedoch nicht bedacht: die Evolution. Lebewesen passen sich über die Zeit hinweg an neue Gegebenheiten an und so geschieht es, dass Zoel immer öfter aus dem Link fällt. Sie ist verschreckt, verängstigt und gleichzeitig extrem neugierig.
Der Einstieg ins Buch ist hervorragend gewählt. Der Leser lernt Zoel und ihre Situation kennen. Gleichzeitig wird auch ihre Welt und das dahinter liegende System erklärt. Der Schreibstil ist hier insgesamt gut, flüssig und verständlich zu lesen. Leider erscheinen einige Gedanken Zoels extrem naiv und fast wie die eines Kleinkindes. Gut, emotional gesehen ist dies genau der Stand, auf dem Zoel befindet. Dennoch störte mich das teilweise sehr beim Lesen, da ihre Verhaltensweisen und „Entdeckungen“ teilweise doch übertrieben kindlich dargestellt wurden und dadurch mitunter fast schon nervten.
Zum Glück wurde der Stil über die Seiten hinweg immer besser. Abgesehen von einem kleinen Zwischenpart konnte die Handlung auch mit leichter Spannung überzeugen. Die Figuren sind insgesamt vernünftig ausgearbeitet. Es bleibt allerdings Luft nach oben. Insbesondere Max wirkt teilweise übertrieben unsympathisch. Einige seiner Äußerungen erschienen mit manchmal schon fast klischeehaft, damit der Leser ihn auf keinen Fall sympathisch finden würde. Zoel lässt mich insgesamt auch eher ungerührt. Lediglich Adrian konnte mich als Figur überzeugen und über das ganze Buch hinweg begeistern. Vielleicht liegt dies daran, dass er kein Link-Opfer ist und mir dadurch von allen am Normalsten erschien? Ich weiß es nicht.
Für eingefleischte Dystopiefans kann „Secrets“ unterhaltsam sein. Wirklich fesselnd ist es jedoch nicht. Wer sich erstmals eine Dystopie lesen möchte, findet in diesem Buch sicherlich einen guten Einstieg wobei ich es keinesfalls als Meisterwerk in diesem Genre bezeichnen würde. Insgesamt vergebe ich daher leider nur gut gemeinte 3,5 Sterne, denn 3 wären aufgrund der insgesamt guten Handlung mit leichter Spannung fast schon zu wenig gewesen. 4 Sterne sind mir dagegen aufgrund der eher schwachen Figuren und der teilweise fast klischeehaften Darstellung zu viel.
Wie geht es euch mit diesem Buch? Wer hat es schon gelesen? Ich bin auf alternative Meinungen gespannt 🙂