Score

Nachdem ich bereits einmal ein Buch in dieser Richtung gelesen hatte, stand schon beim ersten Blick auf „Score“ fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Es gibt verschiedene Parallelen zu „Zero“ von Marc Elsberg, die schon über den Klappentext bemerkbar sind. Nachdem mir Elsbergs Buch so gut gefallen hatte (auch wenn es etwas beängstigend war), musste ich Martin Burckhardts Sicht unbedingt auch kennenlernen.

In einer nicht allzu fernen Zukunft: Regierungen sind abgeschafft, Geld, Gewalt, Krankheiten, Umweltverschmutzung, Ungerechtigkeit ebenso. Nollet heißt das Unternehmen, das Glück für alle garantiert. Aber noch gibt es die „Zone“, wo ein erbarmungsloser Überlebenskampf tobt. Zwischen Utopie und Dystopie entwirft Martin Burckhardt mit dieser fundierten „Social Fantasy“ eine Gesellschaft, die uns viel näher ist, als wir denken.
Schon der Einstieg in den Roman mach deutlich worum es hier geht. Daten sind das geltende Zahlungsmittel, die Überwachung des Einzelnen nahezu lückenlos. Damit geht Burckhardt im Vergleich zu Elsberg sogar noch einen Schritt weiter. Während letzterer sich in Zero noch auf dem Weg zur Realisierung des Zahlungsmittels „Daten“ befindet, handelt es sich bei Burckhardt bereits um ein fest etabliertes System. Die Darstellung des Systems ist hierbei äußerst detailiert, wodurch die Grundidee an sich weniger abwegig wirkt.


Burckhardt hat es geschaft, den fiktiven Gedanken so auszuarbeiten, dass seine Entstehung wie auch deren Umsetzung fast wie ein logischer Schritt aus der heutigen Gesellschaft heraus erscheinen. Das macht diesen Roman beinahe noch erschütternder als Elsbergs „Zero“. Bereits nach wenigen Seiten war ich gleichermaßen gefesselt wie schockiert. Burckhardts Schreibstil unterstütz im Übrigen diese Wirkung. Er ist erschreckend einfach und an wesentlichen Stellen bildlich. Beim Lesen ist mir mehrfach ein Schauer über den Rücken gelaufen. Wenn Ihr einen Eindruck des Schreibstils gewinnen möchtet, schaut in die Leseprobe. Diese überzeugt direkt.
„Bitte was? Gedankeninduktionen?“
„Na ja, wenn jemand beispielsweise von einem Hypnotiseur, aber auch über sonstige Induktionstechniken falsche Erinnerungen eingepflanzt bekommt. [..] Störung durch einen elektromagnetischen Puls, EMP, ja das ist eine berechtigte Frage. Aber dies zum Beispiel! Identitätsdiebstahl! Unberechtigte Einsicht in einen persönlichen Lifestream! Widerrechtliche Aneignung von Score-Punkten.“

Zitat S. 87

Insgesamt gefällt mir Score von Martin Burckhardt noch besser als Elsbergs „Zero“. Dieser Roman aus dem Knaus Verlag ist einfach noch schockierender was nicht zuletzt an der fertigen Realisierung des Grundgedankens der Daten als Zahlungsmittel liegt. Menschliche Verhaltensweisen, Gedanken, Blicke und Emotionen wirken sich gleichermaßen auf seinen sogenannten Score aus wie Arbeit, Einkäufe und alle anderen Dinge des täglichen Lebens. Zwischenmenschliche Beziehungen und gegenseitiges Interesse kann den Score-Wert der Beteiligten ebenfalls verändern. So faszinierend die daraus resultierenden Möglichkeiten sind, genauso erschreckend sind sie aber auch – eben wie auch alle Randerscheinungen und Nebenwirkungen. Insgesamt gibt es dafür von mir überzeugte 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung nicht nur für jene, die Elsbergs „Zero“ bereits kennen.

2 Replies to “Score

  1. Noch schockierender als Zero? Ich muss das lesen. Kommt auf die Liste.
    Hatte das Buch eigentlich schon vorgemerkt, aber im März habe ich so viele Bücher gekauft, dass es Kürzungen zum Opfer gefallen ist. Schade, klingt nämlich gut und kommt zurück auf die Einkaufsliste.
    LG Iris

    1. Ja definitiv noch schockierender, da Score von der Grundsituation schon einige Schritte weiter ist. Ich hab beim Lesen schon gedacht, dass musst du ihr empfehlen *g* Es ist definitiv die richtige Entscheidung gewesen, es wieder auf deine Einkaufsliste zu setzen. Ich bin gespannt wie es dir gefallen wird 🙂
      Gruß
      Annett

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