Pure Romantik auf Zugreisen?

„Nächster Halt Liebe“ – Leah Konen – Arctis Verlag

Wer von euch ist schon einmal Zug gefahren? Wer fährt eventuell regelmäßig? Ich bin bis vor einigen Jahren fast täglich S-Bahn gefahren und mehrmals im Jahr über einige Stunden mit dem Zug. Bei einer solchen Regelmäßigkeit ist die Romantik natürlich schnell auf der Strecke geblieben. Während die S-Bahn Fahrt je nach Tageszeit noch gut rumgeht, wird eine Zugfahrt schnell zum Stress. Verspätete Züge, überfüllte Züge, ständiges Umsteigen, lärmende Fahrgäste – nicht im immer sind Kinder die anstrengendsten Mitfahrer.

In „Nächster Halt Liebe“ fährt Ammy erstmals mit dem Zug. Das merkt man natürlich, denn sie hat sich die Fahrt entspannt vorgestellt. Sie hatte nicht mit den überfüllten Wagen gerechnet, den lauten Kindern oder der Enge. Der aufkommende Schneesturm macht es natürlich nicht besser und der Fahrgast neben ihr ist einfach anstrengend. Sie ist auf dem Weg zu ihrem Vater, der in einer freien Zeremonie seiner neuen Freundin die Treue schwören möchte. Eine Heirat ist nicht möglich, denn noch ist er von Ammy’s Mutter nicht geschieden. Wenigstens sind ihre zukünftigen Stiefschwestern ein echter Lichtblick.

„Ich habe meiner Mom gesagt, dass sie nichts mit einem verheirateten Mann anfangen soll, aber sie kann ganz schön egoistisch sein. Wir sind also beide Kinder von Arschlöchern. Das haben wir schon mal gemeinsam.“

Zitat S. 54

Man merkt die Situation ist nicht unbedingt ideal. Durch den Schneesturm kommt es zudem zu einer technischen Störung und plötzlich findet sich Ammy inmitten des Nirgendwos wieder. Der teils witzige Schreibstil von Leah Konen macht die ganze Situation auch für den Leser recht unterhaltsam. Die Handlung wird sowohl als der Sichtweise von Ammy als auch von Noah (dem nervigen Sitznachbar) geschildert. Ich muss gestehen, ich hätte nicht gewusst wie ich in Ammy’s Situation reagieren würde. Noah ist zwar wildfremd, doch immerhin hat er eine Idee wie sie beide noch ansatzweise rechtzeitig an ihrem jeweiligen Ziel ankommen können.

Ich schaue mich um und betrachte beinahe ehrfürchtig die schneebedeckten Schienen, die sich vor mir erstrecken. Eine Schwelle perfekt hinter der anderen, … Und irgendwie habe ich das Gefühl, sie wollen mich dazu auffordern, einfach alles hinzuschmeißen und loszurennen. In die Freiheit.

Zitat S. 75

Während des Lesens habe ich so manches Mal geschmunzelt. Ammy und Noah sind wirklich ein seltsames Gespann – eigentlich wildfremd und doch im gemeinsamen Abenteuer gefangen. Die Story ist unterhaltsam, einziges Manko: so wirkliche Spannung kommt nicht auf. Natürlich handelt es sich um eine Art von „Liebesgeschichte“ – so könnte man es interpretieren – was braucht es da Spannung. Der emotionale Funke ist jedoch essentiell und leider nicht übergesprungen.

Das Knistern war zu merken, es wurde zum Ende hin tatsächlich auch deutlicher – soweit so gut. Doch der eigentlich interessante Part wurde dann komplett weggelassen. Das Buch endete dann für mich sehr abrupt. Es wurden zwar alle Fragen zum Ende beantwortet, doch hatte ich das Gefühl es fehlt was. Es machte den Anschein als wolle man die Geschichte jetzt schnell und bündig zum Abschluss bringen. Mir hat jedoch unter anderem die Konfrontation mit Ammy’s Stiefschwester gefehlt. So wie es jetzt war, ist das Ende für mich lahm, nicht wirklich passend und irgendwie langweilig. Das wäre besser gegangen.

Zusammengefasst: Schöne Story, guter Schreibstil aber zum Ende wäre mehr gegangen.

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