Persönlichkeitsstörungen als Folge von Traumata

Können sich dissoziative Identitätsstörungen mit der Flucht aus der persönlichen Hölle entwickeln?

Wir lesen immer wieder von Menschen, welche die schlimmsten Situationen unserer Vorstellungskraft überstanden haben. Oft stellt sich die Frage, wie diese Männer, Frauen und Kinder die jeweilige Situation einigermaßen unbeschadet überstehen konnten. Meist wird in den betreffenden Artikeln am Rande erwähnt, dass sich die Beteiligten in „psychologischer Betreuung“ befinden. Was genau dies jedoch bedeutet, wird einem oft nicht klar.

„Du hattest einen Verkehrsunfall, schwere Kopfverletzungen und Blutungen im Gehirn.“  

„Deshalb werden die Signale des Gehirns nicht an den Körper weitergeleitet, daher die Lähmungen und die anderen Symptome. Das heißt Locked-in-Syndrom, Eingeschlossen.“

Zitat Pos. 489/501, 5. Kapitel

In „Locked In – Das zweite Leben“ beschreibt Martin H. Wilhelm die Situation von Tom, der nach einem schweren Autounfall unter dem Locked-in-Syndrom leidet. Dadurch ist er in seinem eigenen Körper gefangen und kann sich zunächst nur schwer anderen verständlich machen. Trotz der im Buch dargestellten besonderen Therapie wird auch ihm schnell eine Persönlichkeitsstörung unterstellt. Die Ärzte sprechen von einem pathologischen Zustand, der zu einer dissoziativen Identitätsstörung geführt hat.


Dissoziative Identitätsstörung

Die dissoziative Identitätsstörung (DIS) (nach DSM-5 und ICD-11) oder multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) (nach ICD-10) ist eine dissoziative Störung, bei der sich die Psyche der betroffenen Person in mehrere Teilpersönlichkeiten (oder Teilidentitäten) aufspaltet. Diese übernehmen abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln und wissen in der Regel nichts voneinander. Jede der einzelnen Teilpersönlichkeiten verfügt über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Wahrnehmungs- und Denkmuster, Fähigkeiten und Erinnerungen und oft sogar differierende physiologische Eigenheiten, wobei die verschiedenen Teilpersönlichkeiten nie gleichzeitig vorhanden sind.

Quelle: Wikipedia


Quelle: Pixabay

Persönlichkeitsstörung – Therapie und Behandlung

Die Heilung dissoziativer Störungen galt lange als äußerst schwierig. Auch heute noch ist die Therapie nicht unbedingt einfach und verlangt überlegte psychologische Arbeit. Die Basis bildet hier immer ein stabile und vertrauensvolle Verbindung mit dem eigenen Therapeuten. Nur so können die traumatischen Erinnerungen besprochen und gemeinsam verarbeitet werden, sodass sich die Persönlichkeitsstörung im Ergebnis verbessern sollte.

© Authors Assistant

„Locked In“ – Pathologische Flucht in eine Scheinwelt

Tom wird im Buch durchgehend über ein EEG überwacht. Ein Merkmal einer dissoziativen Störung sind die unterschiedlichen Denkmuster, die sich unter anderem auch im EEG zeigen. Es ist daher verständlich, dass die Wissenschaftler misstrauisch werden und zusätzliche Untersuchungen verlangen. Liegt tatsächlich eine Persönlichkeitsstörung vor, muss die gesamte Therapie im schlimmsten Fall beendet werden und jegliche bisherige Arbeit ginge verloren. Dadurch würde nicht nur Tom einen möglichen Ausweg verlieren, sondern auch zukünftige Patienten ihre Heilungsoptionen.

Sie wollen jetzt herausfinden, ob es sich dabei um einen pathologischen Zustand handelt. „, sagte Sibylle schließlich.
MEDITATION IST PATHOLOGISCH?, schrieb er provokativ.
„Natürlich nicht. …“

Zitat Pos. 3113, 46. Kapitel

Ob es sich bei Toms regelmäßiger Flucht in sein zweites Leben jedoch tatsächlich um eine solche Störung handelt, sei an dieser Stelle nicht verraten. Die Lösung findet sich wie immer im Buch 😉

4 Replies to “Persönlichkeitsstörungen als Folge von Traumata

  1. Hallo und guten Tag,
    Danke für den heutigen Beitrag zur Blogtour.
    Irgendwie schon gruselig, wenn sich das Sein plötzlich in zwei Persönlichkeiten aufspaltet oder?
    Da liegt viel Spannung in der Luft und weckt mein Interesse auf mehr..bin gespannt auf Morgen..LG..Karin..

  2. Hallo und vielen Dank für die erhellenden Ausführungen zu einer – wie ich finde – doch sehr scheren Erkrankung. Allein der Gedanke, dass die Menschen, die davon betroffen sind, im Grunde ihre Umwelt wahrnehmen, sich aber nicht ausdrücken können, berührt mich ungemein.
    Bewegte Grüße
    Anke

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