Wenn es nur immer so einfach wäre. Schlank zu sein. Schön zu sein. Beliebt zu sein. Leider ist es gerade das eben nicht. Das merkt auch Stevie. Von einem auf den anderen Tag verlässt ihre Mutter sie, ihren Bruder sowie ihren Vater. Plötzlich stehen die drei allein da und Stevie sieht die Schuld allein bei sich.
„Ich will, dass du sauer wirst, wenn du sauer werden sollst, und traurig, wenn du traurig werden musst. Ich will, dass du gesund wirst, Stevie.“
Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan.
Ehrlich bis zu Schmerzgrenze, mitfühlend und trotz allem voller Hoffnung.
Das Buch ist unterteilt in Tage. Tage, die Stevie lebt und in der Einrichtung verbringt. Jeder Tag nimmt ein Kapitel ein, manchmal auch zwei. Sie zeigen Stevies Entwicklung, ihre Vergangenheit und ihren stetigen Kampf. Ihre Mutter hat sie und den Rest ihrer Familie verlassen. Ihr Vater sagte es ihr, also sie gerade im Garten saß und ein Brathähnchen aß. Sie wusste nicht warum er diesen Moment wählte, vielleicht weil er es gleich hinter sich bringen wollte? Ihr Leben geriet damit vollends aus den Fugen. Schon immer hatte sie darum gekämpft, ihrer Mutter zu gefallen. Ihrem Bruder Josh schien das nie Probleme bereitet zu haben.
In alten Filmen kommen immer Männer in Weiß und karren die Verrückten in die Irrenanstalt. Ich kriege eine Frau in einem weißen Minivan.
S. 7
Stevie ist ein starker Charakter. Klar sie ist krank, doch das hat wenig mit ihrer Stärke zu tun. Sie folgt einer Linie, ihrer Überzeugung. Entsprechend schwer ist es für Außenstehende zu ihr durchzudringen. Nach einem besonders üblen Absturz wird sie von Ihren Eltern in eine Therapie geschickt. Hier soll sie lernen, wieder mehr auf sich zu achten – und natürlich ihre Essstörung zu überwinden. Stevie ist damit nicht einverstanden. In ihren Augen verdient sie es nicht zu leben und möchte am liebsten direkt wieder verschwinden.
Die Therapie – Ein Kampf
„Alles so leicht“ ist mein erstes Buch mit dem Thema Essstörung. Doch ich finde es umso schockierender. Meg Haston hat jederzeit darauf geachtet Stevies Handlungen und Gedanken für den Leser nachvollziehbar und logisch zu gestalten. Besonders erschreckend: bei einigen der Selbstzweifel könnte man sich als Leser fast selbst erkennen. Die Autorin zeigt die Herausforderung einer ES Therapie (ES – Essstörung) wie sie sonst nur Betroffene wahrnehmen. Sie zeigt allerdings auch die verzweifelte Machtlosigkeit der Außenstehenden. Während Stevie versucht einen Anschein nach Außen zu wahren, wird ihr Zustand dennoch erkannt – allen voran durch ihren Bruder.
Diese Darstellung beziehungsweise der Umfang der Erzählung macht „Alles so leicht“ ideal um aufzuklären. Es wird vom Verlag für Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren empfohlen. Diese Einstufung ist absolut passend, doch ich würde sogar noch darüber hinaus gehen. Es gibt einen ungeschönten Blick auf die Realität Betroffener und hilft so vielleicht auch Außenstehenden besser zu verstehen und damit eher zu helfen.