„Ferryman – Der Seelenfahrer“ – ein Buch über das Leben nach dem Tod? Gibt es das überhaupt und wenn ja was passiert dann? Es gibt viele Mythen und Geschichten, die sich um den Tod ranken und wir alle haben uns sicherlich schon einmal Gedanken über das „Danach“ gemacht. Aber ihr könnt aufatmen: In „Ferryman“ geht es um mehr als nur das „Was passiert dann?“.
Dylan hat ein schreckliches Zugunglück unverletzt überstanden. Das zumindest glaubt sie. Doch die trostlose Landschaft um sie herum sind nicht die schottischen Highlands. Es ist ein Niemandsland, das von Geistern heimgesucht wird, die nach menschlichen Seelen verlangen. Und der Fremde, der sie dort erwartet, ist kein gewöhnlicher Junge. Tristan ist ein Ferryman, dessen Aufgabe es ist, die Seelen der Verstorbenen sicher ins Jenseits zu überführen. Sie begeben sich auf eine Reise, die er eigentlich schon tausendmal gemacht hat. Doch diesmal wird alles anders, und Dylan begreift, dass sie weder bei Tristan bleiben noch ihn verlassen kann …
Das Leben nach dem Tod entspricht in „Ferryman“ nicht dem idyllischen Bild, das uns rosarot beschrieben wird. Es beginnt gefährlich, mit einer Flucht und jeder Menge Lauferei. So könnte man wohl die ersten „Tage“ nach Dylans Tod zusammenfassen. Es fühlt sich so gar nicht nach dem Tod an, sodass sie zunächst auch glaubt überlebt zu haben. Leider dauert es nicht allzu lange, bis sie dahinter kommt und den Stein der Fragen ins Rollen bringt: Wo ist sie? Was soll das hier eigentlich? Warum müssen sie laufen? Und wohin? Warum ist sonst niemand hier? Und wer genau ist Tristan eigentlich?
Diese Fragen ziehen sich über einen guten Anteil des Buches. Es ist verständlich sie zu stellen, doch macht sie es damit nicht unbedingt einfacher. Für die Handlung selbst sind diese Fragen wichtig. Sie schaffen den notwendigen Rahmen um als Leser die Hintergründe der von McFall geschaffenen Welt zu verstehen. Die Idee des Niemandslandes ist dabei nicht unbedingt neu. Schon in der Mythologie gibt es den Fährmann, der die Seelen in Empfang nimmt und über den Fluss begleitet. Nun einen Fluss gibt es hier auch, aber er ist eher der turbulente Abschluss einer längeren Flucht.
Leseerlebnis
Es war die mythologische Grundidee, die mein Interesse für dieses Buch weckte. Zum Glück blieb es auch nur bei einer Inspirationsquelle und die Autorin ging ansonsten gänzlich eigene Wege. Auch das befürchtete Schema F (Mädchen trifft supertollen Jungen und verliebt sich) blieb aus.
Stattdessen lieferte McFall eine unterhaltsame Story, mit Spannung und einigen mythischen Einflüssen. Es wird genug erklärt um die wichtigsten Hintergründe zu verstehen und sich auf das eigentliche Geschehen einlassen zu können. „Ferryman – Der Seelenfahrer“ war für mich ein echter Pageturner. Keine Frage, dass ich natürlich auch Band 2 lesen werden.
Ferryman – Der Seelenfahrer
Claire McFall
Arctis Verlag
Claire McFall, geboren 1984, erhielt für ihr Debüt ›Ferryman‹ den Scottish Children’s Book Award, das Buch war zudem u. a. für die renommierte Carnegie-Medaille nominiert. Die ehemalige Lehrerin hat neben den ›Ferryman‹-Büchern zwei Thriller für Jugendliche veröffentlicht. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Galashiels, einem Ort in der Region Scottish Borders.