Eine wie wir

„Eine wie wir“ – ein Buch wie eine Highschool. Hier gibt es Cliquen, Anfeindungen, Intrigen, Mobbing und vieles mehr. Klingt auf den ersten Blick wie eine gewöhnlicher Roman zu einem fast schon breitgetretenem Thema. Wollen wir wirklich ein weiteres Buch rund um Liebe, Trauer, Schmerz? Ein Buch in dem sich das Biest plötzlich zum Engel verwandelt? Ich sage ja, denn „Eine wie wir“ entspricht nicht dem Klischee dieser ganzen Jugendbücher. Es ist hart – ja. Es ist deutlich – ja. Und es beschönigt nichts.

Kay Donovan ist siebzehn und besucht die Bates Academy in Neuengland. Als ihre Cliwue die Mitschülerin Jessica Lane tot auffindet, gerät Kays sorgsam entworfenes Internatsdasein ins Wanken. Sie erhält einen verschlüsselten „Racheblog“, in dem Jessica sie und weitere Mädchen verschiedener Vergehen beschuldigt. Und ihr darin droht: Sollte Kay nicht jede Einzelne mit ihrem Fehltritt konfrontieren, würde ihr eigenes Geheimnis auffliegen,…

Schon der Klappentext macht deutlich, dass der Ansatz dieser Internatsgeschichte ein völlig anderer ist als üblich. Damit hatte das Buch auch direkt bei mir gepunktet, denn einen weiteren Roman im Internatschema F wollte ich nun wirklich nicht lesen. Dana Meles Idee klang jedoch interessant und mal nicht komplett vorhersehbar.

Kay ist eine scheinbar normale Schülerin, die zu einer der bekanntesten Cliquen des Internats gehört. Die Mädchen halten zusammen und machen auch mal die eine oder andere Mitschülerin fertig. Kay scheint dabei teilweise der Mittelpunkt zu sein, was nicht unbedingt ein gutes Licht auf sie oder ihren Charakter wirft. Mit Jessicas Tod ändert sich allerdings einiges. Kay wird mit ihrem Leben konfrontiert, mit ihrer Vergangenheit, ihren Fehlern aber auch den Verfehlungen ihrer Freundinnen.

Im silbrigen Mondlicht schimmert unsere Haut wie Knochen. Nach dem Halloweenball nackt im eisigen Wasser des North Lake zu baden, ist eine Tradition an der Bates Academy, …

Zitat S. 7

Dana Mele hat es dabei geschafft mich bereits nach wenigen Kapiteln vollkommen zu fesseln. Die Idee des Racheblogs ist gut. Sie gibt dem ganzen einen roten Faden, der die einzelnen „Minigeschichten“ miteinander verbindet. Die Lösungen der verschiedenen Rätsel dauern nicht lange, tatsächlich kommt Kay ihnen mit der Hilfe einer Mitschülerin recht schnell auf die Schliche. Interessanter sind aber die Nebeneffekte, die sich aus dem Geschehen ergeben.

Rache ist süß: Eine köstliche Anleitung zum Beseitigen von Feinden.

Zitat s. 36

Mele hat Kay eigentlich eine Antagonistin geschaffen, die im Verlauf des Buches immer mehr zum Opfer wird. Sie kennt die Seite der Angreiferin, der Mobberin, der beliebten Schülerin. Nun sieht sie sich plötzlich auf der Gegenseite. Die Autorin hat dies packend geschildert und den Fokus klar auf die Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt. Die Idee des Racheblogs rutscht da schnell in den Hintergrund. Was eigentlich einer der großen Punkte des Romans sein sollte, findet nur noch nebenbei Erwähnung. Hier sollte der Leser also nicht zu viel erwarten. Schlechter wird der Roman dadurch allerdings nicht – eher im Gegenteil.

Dana Mele liefert mit „Eine wie wir“ ein Musterbeispiel, wie Mobbing aussehen kann. Es zeigt wohin der ständige psychische Stress führen kann. Aber es zeigt auch die Gegenseite, den Antrieb des Mobbenden. Ob wir ihn dadurch besser verstehen, bleibt dahin gestellt. Wichtig und gut ist allerdings die Möglichkeit zu erkennen, wie schmal der Grat zwischen Täter und Opfer tatsächlich ist.

One Reply to “Eine wie wir”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert