Echos der Vergangenheit

„Echos der Vergangenheit“ ist der erste Band einer Triologie von Mark Barnes. Schon das Cover verspricht hier High Fantasy und auch der Klappentext macht deutlich, dass man hier keinesfalls einfach Fantasy wie beispielsweise Twilight oder ähnliches vor sich hat.

Würdest du deinen besten Freund töten, um zu überleben?
Corajidin, das Oberhaupt des Hauses Erebus, ist tödlich erkrankt. Da wird ihm prophezeit, dass er überleben wird, wenn er das Amt des Hochkönigs erlangt. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss er nicht nur uralte Gesetze brechen. Es ist auch nötig, dass er seinen ältesten Freund ermordet, den amtierenden Hochkönig. Dabei hält Corajidin auch nicht auf, dass seine einzige Tochter geschworen hat, den Hochkönig mit ihrem Leben zu beschützen. Denn was ist das Leben einer einzelnen jungen Frau wert, wenn ein Bürgerkrieg unausweichlich ist?

Der Klappentext macht im Grunde schon recht deutlich worum es hier geht: Intriegen, Ränkeschmiede und Morde. Ich habe mir hiervon eine interessante Mischung aus hinterhältigen Charakteren, tragischen Figuren und geschickten Schachzügen versprochen. Das Potenzial einer solchen Geschichte ist groß – wie man nicht zuletzt bei George R.R. Martin sieht. Den direkten Vergleich möchte ich hier allerdings nicht machen, da es meiner Ansicht nach auch etwas unfair wäre zu versuchen die Autoren gleichzusetzen.
Das Scheitern besteht nicht im Sturz, sondern darin, dass man nicht versucht, wieder auf die Füße zu kommen und den nächsten Schritt zu tun.
Zitat Seite 17
Ich möchte heute einmal etwas anders an meine Wertung des Buches herangehen. Das obige Zitat habe ich im Buch glaube ich zwei oder drei Mal gelesen, da die Tragweite dieser Aussage bei zu schnellem Lesen irgendwie verfliegt. Glaubt ihr nicht? Lest es noch einmal. In „Echos der Vergangenheit“ gibt es einige Aussagen, die ähnlich denkwürdig sind. Das finde ich gut, da es dem Buch ein gewisses Maß an Tiefe und Nachdenklichkeit verleiht.
Wonach suchst du, alter Fuchs? Und noch viel interessanter: Was hast du im Dreck und Morast verlorener Imperien aufgespürt?
Zitat Seite 38
Nun ich möchte mich nicht unbedingt als alten Fuchs betrachten, gesucht habe ich aber dennoch etwas in diesem Buch. Wie oben geschrieben erwartete ich Intrigen, große Figuren, hinterhältige Aktionen und Machtspielchen. Das alles habe ich beim Lesen auch gesucht, gefunden habe ich vielleicht das eine oder andere davon – allerdings nie wirklich überzeugend. Barnes Figuren sind vielseitig. Schon allein in den Unterschieden der verschiedenen Rassen betrachtet, ergibt sich hier eine vielversprechende Vielfalt. Leider wurde sie nur bedingt interessant ausgearbeitet. Ich muss sagen, dass mir auch jetzt noch schwer fällt mir einige der Arten tatsächlich richtig vorzustellen. Habe ich jetzt zu wenig Fantasy oder wurden sie doch zu fantasielos beschrieben? Ich möchte keines von beidem bestätigen, denn es ist vielmehr so, dass Barnes es einfach nicht geschafft hat, Bilder beim Lesen zu erschaffen. Das machte das Lesen für mich eher anstrengend, denn es betraf nicht nur die Figuren sondern auch die Welt an sich.
Es sind weniger die gesuchten Antworten als vielmehr die Fragen, die uns jagen.
Zitat Seite 210
Eine weitere entscheidende Frage für mich ist jene nach den Charakteren im Buch. Dies betrifft weniger die Äußerlichkeiten als vielmehr ihre Eigenschaften, Handlungen und Geschichten. Hier hat sich Barnes im Vergleich mehr Mühe gegeben. Die Charaktere sind fein ausgearbeitet und ziehen den Leser in der Geschichte mit. Leider gibt es einige unter ihnen, die ich persönlich fast schon ermüdend fand. Das Problem dabei: es handelte sich teilweise um entscheidende Rollen, was das Lesen nicht unbedingt erleichterte. Die Intrigen, die für Würze in der Handlung sorgen sollen, wirkten dadurch teilweise schon fast klischeehaft. Überraschungen gab es kaum und so wurde ein tragender Bestandteil der Handlung fast schon zu einer quälenden Farce. Es tut mir fast leid, das zu sagen (oder zu schreiben), denn andere Figuren dagegen sind lebhaft, glaubwürdig und absolut mitreißend.
Diese Mischung macht es im Ergebnis auch schwierig das Buch zu bewerten. Der Einstieg war für mich sehr schwierig, da ich mir weder Figuren noch die Umwelt wirklich vorstellen und mich so nicht richtig einfinden konnte. Einer der Handlungspfeiler war aufgrund seiner eher durchschnittlichen Figuren und der fast schon vorhersehbaren Intrigen sehr ermüdend und ließ die Handlung eher schleppend erscheinen. Dummerweise macht dieser Handlungspfeiler den Großteil der ersten Seiten aus. Nach rund 100 Seiten war ich gar so verzweifelt, dass ich überlegte das Buch einfach abzubrechen.
Dennoch gab es mit Indris und Mari zwei Figuren, die mein Interesse geweckt hatten. Dies rettete das Buch wohl, denn ich wollte nicht aufgeben und noch weiter lesen. Nach fast 200 Seiten hatte ich dann endlich das Gefühl, das nun irgendetwas passierte. Es schien voran zu gehen und interessant zu werden. Dennoch ist es schade, denn gerade die ersten Seiten können entscheidend sein. Natürlich ist ein gutes Ende wichtig, damit ein Buch überzeugen kann. Wenn aber schon der Einstieg eher durchschnittlich ist und den Leser nicht mitreißt, dann kann dies auch ein bahnbrechendes Ende nicht mehr retten. Insgesamt gebe ich „Echos der Vergangenheit“ daher 2,5 Sterne da der Autor das Potenzial des Ansatzes angekratzt und nur teilweise gut umgesetzt hat. Insgesamt konnte mich dieses Buch nicht wirklich packen, was sehr schade ist – gerade aufgrund der teils doch wieder vielversprechenden Figuren.

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