Die beste Welt

„Die beste Welt“ von Karen Lord – erschienen im Heyne Verlag – ist Anfang März bereits erschienen und ich habe es in den vergangenen Tagen verschlungen. Es war mein neuer steter Begleiter für die Mittagspause und entführte mich regelmäßig für eine halbe Stunde in eine andere Welt.

Als der Planet der Sadiri zerstört wird, bleibt den wenigen Überlebenden nichts anderes übrig, als sich auf Cygnus Beta eine neue Heimat zu suchen. Obwohl entfernt miteinander verwandt, sind die kulturellen Unterschiede zwischen Cygnianern und Sadiri groß. Grace Delarua wird von der Regierung Cygnus Betas beauftragt, die Sadiri auf ihrer Suche nach Siedlungen ihrer Vorfahren auf Cygnus Beta zu begleiten. Für sie beginnt eine abenteuerliche Reise, die ihr Leben und ihre eigene kulturelle Identität für immer verändern wird …
Die Menschen werden in diesem Buch nicht als Lebewesen von der Erde betrachtet. Es gibt vielmehr verschiedene Versionen des Menschen, die alle von anderen Planeten kommen und mit unterschiedlichen Eigenschaften bzw. Merkmalen ausgestattet sind. Sadiri ist einer dieser Planeten und die auf ihm lebende Bevölkerung stellt die Regierung der galaktischen Gemeinschaft der Grundrasse Mensch dar. Sie gelten als unbestechlich und besonders interelligent. Zudem sind sie thelepatisch begabt, nutzen dies jedoch nicht zu ihrem Vorteil. Nachdem der Planet Sadiri jedoch zerstört wird, ist ein Großteil der Rasse ausgelöscht und nur noch jene übrig, die gerade auf einem anderen Planeten gewesen sind.
Cygnus Beta war dagegen immer ein Ort des Asyls. Hier haben vertriebene Völker und auch alle anderen sofern sie es wünschen die Möglichkeit eine neue Heimat zu finden. Dabei prallen natürlich verschiedene Kulturen unweigerlich zusammen. Gerade eine auf Disziplin und Wissen basierende Kultur wie jene der Sadiri hat es da recht schwer sich einzufügen.
Wenn er sich in seine alljährliche Klausur zurückzog, sah er stets zwölf Tage dafür vor, Berichte und Analysen fertigzustellen; damit blieben ihm weitere zwölf Tage für alles andere. Früher hatte er törichterweise Orte ausgesucht, die in Kommunikationsreichweite seiner Dienststelle lagen, und das war ganz und gar nicht hilfreich gewesen. Es gab immer irgendeine Krise oder sonst einen Grund, seine Hilfe anzufordern.
Zitat Seite 9
Dllenahkh ist Ratsherr von Sadiri, eine wichtige Persönlichkeit mit entsprechend viel Verantwortung. Er gehört zu den Überlebenden und soll auf Cygnus Beta nun verloren gegangene Mitglieder ihrer Kultur wieder aufstöbern oder solche finden, die eventuell geeignet wären. Da bei den Sadiri meist die Männer unterwegs gewesen waren, herrscht aktuell ein ziemlicher Überschuss an heiratsfähigen Männern für welche passende Frauen gefunden werden sollen. Die Idee dahinter ist fast schon obskur, denn die Partnerinnen werden hier eher als Zeitvertreib angesehen bis die neue Generation des eigenen Volkes alt genug ist. Sadiri werden sehr alt und überleben daher viele Frauen der anderen menschlichen Rassen.
Der zweite Hauptcharakter des Buches ist Delarua eine cygnische Wissenschaftlerin mit einer Vorliebe für Sprachen. Sie wird den Sadiri als Ansprechpartner zugeteilt und soll sie schließlich auch auf die große Mission zur Rettung der sadirischen Kultur begleiten. Das interessante hierbei: Delarua und Dllenahkh sind in ihren Charakteren vollkommen gegensätzlich. Während er aufgrund seiner Kultur und Erziehung sehr ruhig, beherrst und nachdenklich ist, ist Delarua impulsiv und fast schon laut. Das sorgt natürlich für einige Missverständnisse ist gleichzeitig aber auch ungemein unterhaltsam beim Lesen. Schon nach wenigen Seiten merkt man, wie es zwischen den beiden Figuren knistert, doch das „Geplänkel“ der Arbeit hat stets Vorrang.
Ich sah ihn misstrauisch von der Seite an. Ich war schon damals lange genug mit den Sadiri zusammen gewesen, um die Erfahrung zu machen, dass sie immer dann das Wort „angemessen“ verwenden, wenn sie unsereinem etwas verschweigen oder sich selbst nicht eingestehen wollen.
Zitat Seite 19
Der Schreibstil des Buches ist relativ einfach und trocken. Es gibt keine Wortspielereien oder zu bildliche Darstellungen. Doch beides braucht Karen Lord nicht um den Eindruck der fremden Welt und der verschiedenen Völker auf den Leser zu transportieren. Manchmal, gerade zu Beginn des Buches erschien es mir schon fast zu umständlich und einfach trocken zu lesen, denn es dreht sich vieles um Kulturen, Charaktere und die möglichen nächsten Schritte. Das ist keine einfache, plätschernde Leseunterhaltung und dennoch schafft es die Autorin eine Faszination entstehen zu lassen, welche den Leser am Buch hält. Mit jeder weiteren Seite wurde es zudem immer spannender, da man auch wissen wollte, wann sich die beiden Hauptpersonen nun tatsächlich näher kommen. Die Wege, die sie dabei teilweise beschreiten sind wirklich eine Sache für sich…
Ich habe immer wieder überlegt, wie dieses Buch einzustufen wäre. Es begann bei guten drei Sternen, denn die Ausführungen waren manchmal recht lang. Die Faszination stieg jedoch und so war ich schnell bei den 4 Sternen angelegt. Jetzt nach Beendigung des Buches würde ich sogar so weit gehen und für „Die beste Welt“ 4,5 Sterne vergeben, da es gerade zum Ende hin noch einmal deutlich drauflegt und es eine regelrechte Sucht ist weiterzulesen. Ich kann dieses Buch nur jedem SciFi Fan und ggf. auch Dystopie Fans ans Herz legen. Lest es! 😉

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