Das Mädchen, das Geschichten fängt

Nun mal ehrlich, ist der Titel nicht grandios? Ich hatte keine Ahnung worum es geht, aber „Das Mädchen, das Geschichten fängt“ klang einfach so toll, dass es mir fast egal gewesen wäre worum es geht. Ich habe den Titel gesehen und direkt gewusst: Dieses Buch muss ich lesen 🙂 Erschienen ist der Roman von Victoria Schwab übrigens im Heyne Verlag wobei ich es eher schon im Fantasy Genre einordnen würde.

Wenn ein Mensch stirbt, wird seine Lebensgeschichte in einer Art Bibliothek abgelegt. Manchmal jedoch erwachen die Geschichten und versuchen in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Dann kommt Mac ins Spiel, denn sie ist eine Hüterin und ihre Aufgabe ist es, die entlaufenen Geschichten zurückzubringen. Doch plötzlich häufen sich diese Vorfälle, und die Grenzen zwischen Leben und Tod drohen zu verschwimmen. Mac beschleicht der schreckliche Verdacht, dass jemand die Lebensgeschichten manipuliert. Gemeinsam mit dem Hüter Wes versucht Mac, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Victoria Schwab hat sich ein schwieriges Thema für Ihren Roman ausgesucht: den Tod. Sie hat sich jedoch von allen Sichtweisen getrennt und einmal einen völlig neuen Vorschlag gemacht. In gewisser Weise lebt die Seele des Menschen auch hier weiter, wobei es etwas fraglich wäre inwiefern man das noch „weiterleben“ nennen kann. Menschen leben ihr Leben, schreiben Geschichte – mal mehr mal weniger bedeutend. Doch das alles ergibt die Geschichte der Welt, welche in Form der Chroniken archiviert wird. Der Gedanke einer riesigen Bibliothek hat etwas schönes, das hier die Seelen der Verstorbenen einsortiert sind ist dagegen etwas ungewohnt. Ich muss zugeben, ich hatte zunächst das enorme Platzproblem vor Augen 😉
Ähnlich verhielt es übrigens auch mit den Textstellen, die ich in diesem Buch markiert habe. Es sind insgesamt 9 Stellen wobei ich irgendwann angefangen habe mich zusammen zu reißen. Würde ich das Buch jetzt anhand der Book Darts darin bewerten, dann müsste ich wohl sagen es ist sehr gut. Neun Darts auf 429 Seiten ergibt eine interessante Textstelle etwa alle 50 Seiten. Klingt vielversprechend oder?

Die Narrows erinnern mich an heiße Augustnächte im Süden.
Sie erinnern mich an alte Felsen und Orte, zu denen das Licht nicht vordringt.
Sie erinnern mich an Rauch – abgestandenen Rauch, der sich festgesetzt hat – und an Stürme und feuchte Erde.

Zitat Seite 7
In diesem Sommer bin ich neun und du quicklebendig, und es bleibt uns noch Zeit. Wenn ich dir in diesem Sommer sage, dass ich nichts sehen kann, dann zuckst du bloß mit den Schultern, zündest dir eine neue Zigaretten an und erzählst deine Geschichten weiter.
Geschichten über endlose Hallen, unsichtbare Türen und Orte, wo die Toten wie Bücher in den Regalen aufbewahrt werden. Jedes Mal, wenn du eine Geschichte zu Ende erzählt hast, muss ich sie noch einmal für dich wiederholen, als hättest du Angst, ich könnte sie vergessen.
Ich vergesse nie etwas.

Zitat Seite 9

Ihr merkt schon, diese Einschätzung verläuft etwas anders. Das liegt unter anderem auch daran, dass dieses Buch einfach anders ist. Es ist geprägt von kursiv hervorgehobenen Rückblicken, welche die Handlung jedoch nicht stören sondern passend ergänzen. Das ist sehr gut gemacht, da ich als Leser so einen viel umfassenderen Blick erhalten habe und auch die Protagonistin Mac so besser verstehen kann. Ihr Großvater war für sie eine besondere Person, die sie geprägt und mehr als nur beeinflusst hat. Von ihm hat sie eine besondere Aufgabe erhalten und letztlich seinen Platz als Wächter übernommen.

„Das Einzige, was die drei Orte gemeinsam haben“, sagst du, „sind Türen. Türen, die hineinführen, und solche, die hinausführen. Und Türen brauchen Schlüssel.“
Zitat Seite 15
Du meintest, es wäre genetisch bedingt, dieses Potenzial, aber es zeigt sich erst, wenn der Vorgänger seine Wahl trifft. Und du hast mich gewählt. Ich hoffe, du bereust es nicht. Mir tut es nicht leid.
Zitat Seite 20

„Das Mädchen, das Geschichten fängt“ ist glaube ich mein erstes Buch von Victoria Schwab. „Verflucht“ wartet zwar auch noch darauf gelesen zu werden aber nun ja. Manchmal kommt es eben anders und man fängt mit dem zweiten Buch des Autors an 😉 Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Der Schreibstil ist beeindruckend – sofern man es überhaupt so ausdrücken kann. Dieses Buch hat großartige Charaktere, die gekonnt ausgearbeitet wurden. Die Spannung steigert sich mit jeder Seite und auch die Tiefe der Möglichkeiten klingelt ständig im Hinterkopf. Zusammen ergibt dies ein grandioses Leseerlebnis.

Ich werde es ihnen allen zeigen.
Für dich.

Zitat Seite 81
„Was wenn ich Mist baue?“
„Oh das wirst du. Du wirst Mist bauen, du wirst Fehler machen, du wirst Dinge kaputt machen. Manches wirst du reparieren können, anderes wirst du verlieren. Das gehört alles dazu. Aber eines musst du für mich tun.“
„Was denn?“
„Lange genug am Leben bleiben, um neuen Mist zu bauen.“

Zitat Seite 389

Nun Mist hat Victoria Schwab mit diesem Buch ganz sicher nicht gebaut. Es ist ein grandioser Roman, mit etwas Fantasy, aber durchaus auch für Leser geeignet, die Fantasy nicht gern Lesen. Aus diesem Grund würde ich das Buch auch besonders einer Person ans Herz legen oder liebe Iris 😉 ? Auf die Rezi von dir wäre ich dann mehr als gespannt 😉 Doch zurück zum Buch.
„Das Mädchen, das Geschichten fängt“ muss man gelesen haben. Es ist spannend, flüssig geschrieben mit sympatischen Figuren und leichtem Tiefgang. Absolut genial und mehr als empfehlenswert. Dafür gibt es von mir – wie ihr euch sicherlich schon denken könnt – die vollen 5 Sterne 😀

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