Dieses Buch von Elisabeth Rank habe ich für eine Leserunde auf Lovelybooks.de vom Berlin Verlag erhalten. In erster Linie war es das Cover, dass zuerst meine Aufmerksamkeit auf das Buch zog. Der Titel klang vielversprechend und so las ich den Klappentext.
„Manchmal hören Dinge einfach auf. Auch wenn das nicht das ist, was wir wollen.“
Gut das ist jetzt nicht wirklich aussagekräftig gewesen, hat aber trotzdem bewirkt, dass ich mich näher mit dem Buch auseinandergesetzt habe. Hauptperson ist Rea. Sie steht kurz vor ihrem 30. Geburtstag als ihr Leben irgendwie aus dem Ruder zu laufen scheint. Sie und ihr bester Freund haben sich plötzlich nicht mehr viel zu sagen, mit ihrem festen Freund ist es auch nicht das richtige und in ihrer Familie läuft auch einiges Schief.
Das klang interessant und versprach viel. Also musste ich das Buch einfach haben 🙂 Schon die erste Seite zeigte mir, dass es eine gute Entscheidung war dieses Buch zu lesen:
Ich wache auf und es ist kalt, so kalt, dass ich Gänsehaut auf dem Kopf bekomme und Haare spüre, dort, wo sonst keine Haare wachsen, Haare wie Nadeln nach innen und nach außen.
Zitat Seite 1
Dieser erste Satz ist bezeichnend für den Schreibstil des restlichen Buches. So unglaublich zutreffend und gleichzeitig fast bissig geschrieben – herrlich 🙂 Mal ehrlich, welche Frau hat noch nicht so gefroren? Gerade im diesjährigen Frühling oder sollte ich besser sagen, verlängertem Winter? Ich jedenfalls habe mich schon mit dem ersten Satz in dieses Buch verliebt und es regelrecht verschlungen. Jede Seite ist vollgepackt mit zahlreichen und noch mehr Informationen, die in langen und mitunter mehrfach verschachtelten Sätzen präsentiert werden.
Und dann spürte ich das Gebirge, das von meinen Schultern fiel auf den Strand ohne Sand, es lärmte nicht, es fiel lautlos, zusammen mit all der letzten Zeit und all den Veränderungen, ich spürte, dass ich nicht mehr stehen bleiben wollte, ich wollte weitermachen, endlich wieder weitermachen und nicht die ganze Zeit herumprobieren an etwas, das nicht mehr so war, wie ich es in Erinnerung hatte und behalten wollte.
Zitat Seite 176
Mal ehrlich, dieses Zitat ist ziemlich lang und dennoch ist es nur ein einziger Satz. Was auf den ersten Blick vielleicht problematisch erscheint, ist es auf den zweiten allerdings nicht. Die Autorin nimmt ihre Leser mit in eine Welt der gedanklichen Entdeckung. Sie ist geprägt von kleinen Sprüngen, die allesamt jedoch wunderbar harmonisch und klar erscheinen. Ich selbst habe beim Lesen die Länge der Sätze gar nicht gemerkt, da man dem Gedankengang problemlos folgen kann. Sätze gehen hier schnell über eine halbe Seite, manchmal auch länger. Jetzt wo ich darüber nachdenke, wirkt jeder Satz wie ein einzelner Gedanke. Er wird über Kommas und Semikolons strukturiert und gekonnt mit dem nächsten Satz verflochten. Eine beeindruckende Leistung. Nur einige wenige Sätze sind ungemein kurz und wirken dadurch noch prägnanter.
„Ich bin nicht beruhigt. Ich bin gar nicht ruhig. Ich bin nicht mehr ruhig, weil plötzlich alles anders ist.“
Zitat Seite 80
Es ist erstaunlich, wie gekonnt Elisabeth Rank den Satz an sich als Mittel einsetzt. Über ihn schafft sie die Stimmung des Buches. Reißt den Leser mit in eine eigene Welt – in Reas Welt. Diese erscheint so real und einfach, dass man schon fast zu leicht in ihr versinkt.
Nachdem ich die letzte Seite umgeklappt habe, war ich erst einmal völlig fertig. Nicht wegen des Buches oder des Inhalts nein. Es lag alles klar vor mir, doch wie sollte sich das in eine Rezension zusammenfassen lassen? Auch jetzt noch bin ich von diesem Buch beeindruckt und aufgewühlt zugleich. Es stellt ein eindrucksvolles Leseerlebnis dar und sollte in jedem Buchregal stehen. Es würde mich nicht wundern, wenn es zu den Bestsellern des Jahres gehören würde. Für mich jedenfalls war dieses Buch eine Offenbarung, das – wie könnte es anders sein – die volle Sternenzahl erhält.