Warum ich blogge – Reflexion und Inspiration

In der letzten Woche oder vielmehr den letzten Wochen sind mir immer wieder Beiträge von anderen Bloggern aufgefallen, die sich mit dem Bloggen selbst, ihren Blogs oder der Bloggerszene beschäftigen. Es wurden ganze Blogparaden gestartet oder auch einfach nur eigene, nachträgliche Beiträge veröffentlicht. In vielen dieser Beiträge fand ich interessante Ansätze, teilweise konnte ich den Bloggern nur zustimmen. Es gab allerdings auch den einen oder anderen Beitrag, der mich allenfalls zu einem skeptischen Blick oder direkt zum innerlichen Kopfschütteln brachte.

In der Bloggerszene gibt es regelmäßig sehr kritische Beiträge aber mindestens genauso oft fast schon weinerliche Posts. Die Szene steht mehr denn je in der Öffentlichkeit. Es gibt große Blogger und durch ihre Vorbilder natürlich auch immer wieder neue Blogs. Durch diese Masse hat sich schnell aber auch eine Gegenseitige gebildet. Der ständige Schlagabtausch mit dem Feuilleton gehört heute ebenso dazu wie der kritische Blick auf den Blogger ’nebenan‘. Es ist ein ständige messen und vergleichen, durch welches der eigentliche Spaß an der Sache zumindest für mich verloren geht.

Blogger-Trend: der Zahlenvergleich

Als ich vor inzwischen fast fünf Jahren mit dem Bloggen begann, dachte ich es gehört zum guten Ton die eigenen Neuzugänge zu zeigen. Ich maß meine Leistung an den gelesenen Büchern und hatte natürlich eine Statistik dafür. Heute habe ich nur noch eines: eine App in meinem Smartphone um meine Bücher irgendwie zu organisieren. Ich war schon immer ein Vielleser und irgendwann verliert man ganz einfach den Überblick. Welche Bücher stehen bereits daheim im Regal? Was möchte ich noch lesen, was habe ich schon gelesen? Die App kann da durchaus hilfreich sein und ich habe sie immer dabei. An einem Buchladen vorbei zu gehen ist fast undenkbar für mich. Tatsächlich fragt mich mein Mann auch immer ob es mir gut ginge oder ab ich krank wäre, wenn ich ihn einmal ohne ein neues Buch verlassen würde. Tatsächlich kommt das inzwischen aber immer häufiger vor – ein Phänomen, mit dem ich ebenfalls nicht allein bin.

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Dieser Trend zum Vergleichen anhand reiner Statistikzahlen hat sich bis heute gehalten. Tatsächlich ist er sogar noch markanter geworden. Mit monatlicher Regelmäßigkeit werden Beiträge zu den eigenen Neuzugängen oder den gelesenen Büchern veröffentlicht. Teilweise erscheinen diese Beiträge sogar wöchentlich – gerade in den sozialen Netzwerken. Natürlich entstehen dabei auch direkt die Diskussionen: Wie schafft der oder die das? Warum schaffe ich das nicht auch? Teilweise haben diese Beiträge (zumindest für mich) auch einen leicht faden Beigeschmack. Derartige Beiträge gibt es bei mir persönlich nur eher selten. Zum einen finde ich sie unwichtig, auf der anderen Seite sagen sie in meinen Augen auch weder etwas über mich noch über mein Leseverhalten aus. Ich könnte mir jetzt einfach mal 10 Bücher aus der Bibliothek ausleihen und dann acht davon nach vier Wochen ungelesen zurückbringen. Ähnlich verhält es sich bei mir mit meinen regelmäßig gelesenen Blogs.

Miteinander statt Gegeneinander

Über Jahre hinweg habe ich gern andere Blogs gelesen. Habe viele abonniert und mir dort Anregungen für Bücher geholt. Diese Liste der interessanten Blogs hat sich inzwischen allerdings deutlich reduziert. Vor einigen Tagen veröffentlichte Verena von Books and Cats einen sehr interessanten Beitrag im Rahmen der Blogparade von Angeltearz liest. „Mein Blog und ich“ soll das Miteinander unter den Bloggern wieder stärken. Sie soll aber auch den Menschen hinter dem Blog zeigen. Eine gute Idee, denn tatsächlich wird der Mensch dahinter oft gar nicht wahrgenommen. Dennoch habe ich dazu keinen eigenen Beitrag veröffentlicht da ich persönlich ungern diese Fragenzettel ausfülle. In meinen Anfängen gab es den Trend andere Blogger zu „taggen“. Dadurch haben sich die Blogs untereinander zwar vernetzt, aber jeder „Tag“ war unweigerlich auch mit einem mehr oder weniger langen Fragenkatalog verbunden.

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Dennoch finde ich auch jetzt wieder besonders einen Punkt in Angeltearz Blogparade interessant: Hast du Lieblingsblogs und wenn ja welche bzw. warum? Tja, warum hat sich nun meine Liste der regelmäßig gelesenen Blogs so reduziert? Übersättigung. Irgendwann liest man bei jedem Blog einfach nur noch das gleiche. Es wiederholt sich und so reduziert sich die Menge ganz einfach. Außerdem leiden die Besuche im Buchladen ganz einfach darunter. Irgendwer hat dieses oder jenes Buch bereits gelesen und fand es furchtbar. Oder aber das jeweilige Buch wird gerade exzessiv gehypt. Gerade letzteres ist für mich eigentlich immer ein Ausschlusskriterium. Dennoch finden diese Bücher irgendwann ihren Weg auf meine Leseliste – wenn auch oft erst Monate später. Durch diese Übersättigung habe ich irgendwann angefangen die Liste der Blogs in meiner Leseliste deutlich zu reduzieren.

Meine Lieblingsblogs

Ich folge anderen Blogs heute auf verschiedenen Wegen – per Mail, über Facebook, Instagram und Twitter. Leider hat man durch die Beiträge in den sozialen Netzwerken oft schon alle wichtigen Informationen erhalten, sodass ich oft gar nicht mehr auf den eigentlichen Beitrag klicke. Nicht so ist es definitiv bei Verena, die in meinen Augen wirklich ein Händchen dafür hat mich mit ihren Überschriften und Teasern auf ihren Blog zu lotsen. Sie ist auch eine der wenigen Bloggerinnen, bei denen meine Wunschliste an Bücher immer wieder anwachsen wird. Durch eine Bloggeraktion des Blanvalet Verlags im Frühjahr diesen Jahres habe ich einige weitere interessante Blogger gefunden, denen ich seither zumindest bei Instagram folge. Den Account von Miss Goldblatt zum Beispiel habe ich durch ihre Fotos lieben gelernt. Inzwischen schaue ich auch immer mal auf ihrem Blog vorbei und lese den einen oder anderen Beitrag.

Warum ich blogge – damals und heute

Den Anstoß für das Bloggen gab vor Jahren meine Lesesucht. In meinem Freundeskreis hat kaum jemand gelesen und so war es eher schwer mich über Bücher auszutauschen. Da ich zudem nicht unbedingt genrespezifisch lese, wurde es noch schwieriger sich auszutauschen. Das Internet erschien mir hier wie die ideale Lösung. Über einen Blog würde ich mich austauschen können, meine Meinung mit anderen teilen und über Bücher diskutieren können. Ich habe voller Elan angefangen. Mich in verschiedenen Communities und Gruppen angemeldet. Schnell habe ich aber gemerkt, das ist zu viel. Blogs lesen, Leserunden und und und. Heute nehme ich an keinen Leserunden mehr teil, da ich mich in diesen unter Lesedruck gesetzt fühle. Es gibt Leser, die sich hinsetzen und innerhalb von zwei Stunden ein Buch lesen können. Ich kann das nicht. Auch fällt es mir bei richtig guten Büchern schnell schwer das Lesen an festgesetzten Punkten zu unterbrechen und ein Zwischenfazit zu verfassen. Aus diesem Grund habe ich nach etwa zwei Jahren aufgehört mich an diesen Leserunden zu beteiligen und lese lieber für mich, in meinem eigenen Tempo.

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Der Spaß am geschriebenen Wort ist mir bis heute erhalten geblieben. Er ist es auch, warum ich noch immer darüber blogge. Inzwischen haben jedoch auch andere Themengebiete Einzug gehalten und so finden sich jetzt auch immer mehr Rezepte und dadurch Backbücher auf meinem Blog. Ich habe meinen Spaß am Experimentieren gefunden und lese ganz bewusst manchmal Bücher, die ich früher nicht gewählt habe. Neben der Liebe zum Buch, ist auch der Spaß am Austausch mit anderen ein Grund für mich geblieben. Es gibt Diskussionen in Facebook-Gruppen aber auch den direkten Austausch mit anderen Bloggern über Bücher, Technik oder allerlei Alltäglichkeiten, die den Spaß auch weiterhin bewahren. Wie schon Verena in ihrem Beitrag zu Blogger Momente – Warum ich blogge schrieb sind es unter anderem eben diese Freundschaften, die zu den schönsten Nebenergebnissen des Bloggens für mich zählen. Schon jetzt, Monate im Voraus freue ich mich beispielsweise wieder auf den obligatorischen Messe-Kaffee in Frankfurt oder aber das gemeinsame Bücherstöbern auf der Messe. Während ich meine erste Messe noch völlig blauäugig, total fasziniert und allein besuchte, gehöre ich heute gefühlt bereits zum alten und abgeklärten Eisen. Wir stürmen nicht mehr drauf los. Wir genießen einfach und klönen bei der nächsten Ladung Koffein in einem der Cafès.

Ich freue mich schon darauf und wie ist es bei euch? Laufen die Planungen bereits? Oder warum habt ihr mit dem Bloggen begonnen oder seid noch immer dabei?

4 Replies to “Warum ich blogge – Reflexion und Inspiration

  1. Ein sehr schöner Beitrag!
    Och, tja, seufz, „die gute alte Zeit“. Als das Bloggen einfach nur Spaß machte, all die lustigen Diskussionen, die Buchentdeckungen, die Twitter-Leserunden, ….
    Ja, wenn ich daran zurückdenke, vermisse ich das Bloggen sehr.
    Wenn ich aber kurz mal in die Social-Media-Kanäle schiele, vergeht mir die Sehnsucht gleich wieder. Dieser Schlagabtausch ist wirklich grässlich. Und dieses immer „höher-schneller-weiter-…“ … aaaargh!
    Ich hoffe, dir bleibt die Freude am Lesen UND Bloggen noch lange erhalten! Denn auch meine Blogleseliste wird immer übersichtlicher.
    Schönen Sonntag noch!

    1. Hallo Iris,
      ich kann dich gut verstehen. Es gibt regelmäßig Momente, in denen mir das Bloggen vergehen könnte. Sobald ich aber aufgehört habe mich ständig zu vergleichen und die Leseliste zu reduzieren, würde es schnell besser und der Spaß an der Sache kam zurück.
      So sehr ich dich verstehe, so sehr fehlt mir dein Blog heute aber auch immer wieder. Er wäre einer der Blogs in meinen erwähnten Lieblingsblogs gewesen.
      Lieben Gruß
      Annett

  2. Oh, ich danke dir für diese wundervollen Worte! 🙂 Ich musste sie gleich nach dem Urlaub nochmal lesen. Diese bekommen auf jeden Fall einen Platz in dem neuen „Warum ich gerne Blogger bin“ Beitrag! Fühle dich gedrückt! LG Verena

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