Fireman

Der Titel „Fireman“ war es, der mich neugierig machte. Geht es hier um einen Feuerwehrmann? Die Herausforderungen seines Berufs, oder eventuell den Schwierigkeiten die sich daraus für sein Leben ergeben? Da dieses Buch aus dem Heyne Verlag stammt, war eigentlich klar, dass es kein Buch mit der Darstellung eines Schicksals im Romansinne sein würde. Der Klappentext bestätigte diese Vermutung dann auch recht schnell und offenbarte etwas nicht ganz so offensichtliches: Dieses Buch hat etwas dystopisches, auch wenn die Handlung gar nicht so weit in der Zukunft liegt wie man in diesem Genre sonst gewohnt ist.

Eine weltweite Pandemie ist ausgebrochen, und keiner ist davor gefeit: Alle Infizierten zeigen zunächst Markierungen auf der Haut, bevor sie urplötzlich in Flammen aufgehen. Die USA liegt in Schutt und Asche, und inmitten des Chaos versucht die Krankenschwester Harper Grayson, sich und ihr ungeborenes Kind zu schützen. Doch dann zeigt auch sie die ersten Symptome. Jetzt kann sie nur noch der »Fireman« retten – ein geheimnisvoller Fremder, der wie ein Racheengel durch die Straßen New Hampshires wandelt und scheinbar das Feuer kontrollieren kann.

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Hatte mich der Titel ’nur‘ neugierig gemacht, so überzeugte mich der Klappentext, dass ich dieses Buch lesen musste. Der sogenannte Fireman ist eine der zentralen Figuren im Buch – gleich neben Harper und in gewisser Weise auch ihrem. So sympathisch mir Harper direkt gewesen ist, so unsympathisch wurde mir ihr Mann mit jeder weiteren Seite. Aber zurück zum Anfang. Der Einstieg ins Buch ist diesmal ganz anders. Joe Hill beginnt mit einer Auflistung, wer das Buch inspieriert hat – ungewöhnlich aber irgendwie auch gut. Diese Auflistung machte mir den Autor auf Anhieb sympathisch. Sie macht dieses Buch und die Geschichte darin für mich irgendwie greifbarer und irgendwie merkt man vielleicht auch durch diese Liste zu Beginn des Buches, die eine oder andere Anspielung auf den nächsten Seiten.

„Wie jeder hatte auch Harper Grayson im Fernsehen schon viele brennende Menschen gesehen, doch das erste Mal, dass jemand direkt vor ihren Augen in Flammen aufging, war auf dem Pausenhof der Schule.“

Zitat Erster Satz

Das Setting im Buch ist düster. Genau das macht es allerdings auch so realistisch. Der Autor geht nicht zimperlich mit seinen Figuren um, verdeutlicht auch mal die Härte der Situation und fesselte mich vielleicht gerade deswegen bereits nach wenigen Seiten. Ich finde den Schreibstil Joe Hills einfach klasse. Er ist distanziert aber gleichzeitig an den richtigen Stellen erschreckend bildlich. Das macht die ganze Story noch greifbarer und teilweise auch beängstigender.



Fakten-Buch

Titel: Fireman
Autorin: Joe Hill
Verlag: Heyne
Seiten: 960
ISBN: 978-3453318342
Ausgabe: Broschiert- 17,99€*
weitere Ausgaben: eBook – 13,99€*
Weitere Informationen zum Buch findet ihr auf den Seiten des Verlags.


Menschen gehen einfach so in Flammen auf. ‚Spontane Selbstentzündung‘ würde man jetzt eventuell im TV in den einschlägigen Serien oder Filmen sagen, doch so spontan ist das in „Fireman“ Gar nicht. Der Virus, den alle nur ‚Dragonscale‘ nennen, ist dafür verantwortlich. Er zeigt sich in Form von dünnen schwarzen Adern auf der Haut der Infizierten. Während diese Verzierungen bei den einen für Bewunderung und Faszination sorgen, brechen andere in pure Angst aus. Die Menschheit reagiert klassisch: zunächst mit dem Angebot von Hilfe und Heilung, einer steigenden Investition der entsprechenden Forschung und schließlich mit Verfolgung und Ausrottung. Die Menschen werden in Lager gesteckt, die an die Judenverfolgung während des zweiten Weltkrieges erinnern könnten. Menschen mit diesen Malen haben plötzlich keine Rechte mehr. Dabei ist es egal, ob sich um Männer, Frauen oder Kinder handelt. Jeder von ihnen wird als potentiell gefährlich eingestuft. Nachbarn denunzieren sich gegenseitig, niemand traut dem anderen mehr.

„Zwei Tage später sah ihr linker Arm aus wie eine Partitur. Feine schwarze Linien, teilweise so dünn wie Fäden eines Spinnennetzes, wanden sich um ihren Unterarm, und darüber verstreut waren zahllose winzige goldene Punkte, die tatsächlich wie Noten aussahen.“

Zitat S. 83

Es ist erschreckend, wie nah Hill einer real möglichen Situation kommt. Er zeichnet die mögliche Pandemie sowie die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen sehr genau. Gerade das macht dieses Buch in meinen Augen auch so erschreckend. Ich glaube es steht außer Frage, dass die Menschheit anders reagieren würde als sie es in diesem Buch würde. Dadurch wird „Fireman“ irgendwie doch wieder etwas wie eine Gesellschaftstudie, die jedoch die dunkelsten Beweggründe und Reaktionen der Menschheit in einer furchtbaren Situation offenbart. Joe Hill zeigt die dunkelsten Flecken der menschlichen Persönlichkeit mit einer scheinbaren Leichtigkeit auf, dass es mir beinahe Angst macht. Mit seinen fast 1000 Seiten ist dieses Buch nicht unbedingt dünn, doch ich finde genau diesen Platz braucht die Geschichte auch. „Fireman“ ist kein Pageturner. Es ist ein Buch gespickt mit Angst, subtiler Spannung und trotz der reinen Fiktion erschreckend greifbar.

5-Sterne

One Reply to “Fireman”

  1. Hey,
    schön noch eine weitere positive Meinung zu diesem Buch zu lesen.
    Mir hat dieses Buch auch sehr gut gefallen.
    Trotz der hohen Seitenzahl hatte ich es im Urlaub innerhalb von drei Tagen gelesen, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte.
    Mir war der Ehemann übrigens auch so schnell total unsympathisch 🙂
    Liebe Grüße
    Ela

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