Ein Winter voller Wunder

Amanda Prowse – dieser Name löst bei mir einen direkten Kauf aus. Das schaffen heute nur noch wenige Autoren, doch bei ihr kann ich einfach nicht widerstehen. Ihre Bücher konnten mich bisher immer restlos begeistern. Sie überzeugen mit Tiefgang, gut angelegten Handlungen, viel Gefühl und nur wenig Klischee.

Als ihr Mann stirbt, ist Bea nach dreißig Jahren Ehe wieder allein. Für immer, so denkt sie. Ihren Schmerz bekämpft sie, indem sie sich in die Arbeit stürzt, und bald ist ihr Café bekannt für den besten Karottenkuchen von Sydney. Aber dann, kurz vor Weihnachten, lockt eine Brieffreundschaft Bea nach Schottland. Der glitzernde Lichterzauber und die tanzenden Schneeflocken führen sie unvermittelt zurück in die Vergangenheit und zu einer heimlichen Liebe – die sie vor langer Zeit zu vergessen versuchte.

Mit diesem Roman haben in diesem Jahr auch bei mir die weihnachtlichen Bücher im Regal Einzug gehalten. Das Cover macht hier ja bereits alles deutlich und so wartete ich tatsächlich bereits seit einigen Monaten auf den Erscheinungstermin. Kaum erschienen, musste es natürlich her und gelesen werden.
Der Einstieg ist wie immer leicht. Schon nach wenigen Seiten packte mich der Schreibstil der Autorin. Das liegt allerdings auch an den wieder einmal sehr sympathischen Figuren. Bea ist keine jugendliche Frau mehr in den Mitt-Zwanzigern. Sie hat bereits einen erwachsenen Sohn und eine Enkelin. Mit Ü50 steht sie nach dem Tod ihres Mannes plötzlich allein da und auch wenn er nicht ihre große Liebe war, so trifft sie der Verlust doch hart.
Ich finde es großartig, dass Prowse einmal eine etwas ältere Protagonistin gewählt hat. Das macht das gesamte Buch viel stimmiger und positioniert den Roman abseits der sonst üblichen Klischees. Bea ist eine gestandene Frau, die ihre Entscheidungen meist überlegt trifft – stets zum Wohl ihres Sohnes und später zu ihrer Familie. Sie möchte ihrem Sohn ein besseres, glücklicheres Leben bieten als sie selbst es gehabt hat. Leider ist das nicht unbedingt einfach, doch ihr Mann war ihr in den letzten 30 Jahren stets eine große Hilfe. Mit seinem Tod reißt er daher nicht nur einfach ein großes Loch in ihre kleine Familie sondern auch in ihr Leben und ihre Selbstdefinition. Dennoch schafft sie es weiterzumachen.
Prowse beschreibt ihre Figuren wie gewohnt sehr realitätsnah ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Dadurch werden die einzelnen Personen im Buch greifbarer aber auch realistischer, denn die Autorin ist hier schonungslos. Sie spricht Figurprobleme und Selbstzweifel genauso an wie gesellschaftliche Herausforderungen der Vergangenheit. Diese machen die Geschichte zu einem Abbild eines tatsächlich möglichen Lebens. Vielleicht mag ich auch das so an ihren Büchern? Es wirkt nicht erfunden. Stattdessen habe ich beim Lesen das Gefühl über das Leben einer real existierenden Person zu lesen.
„Ein Winter voller Wunder“ ist wieder ein Roman mit kleinen Dramen, großen Gefühlen und einem umfassenden Schicksal. Bea als Protagonistin ist herrlich sympathisch, gerade weil sie einige ihrer Fehler selbst erkennt aber auch andere zugibt. Das gefiel mir auch in den beiden anderen Romanen, die ich von der Autorin bereits gelesen habe. Auch wenn das Drama in diesem Vorweihnachtsroman nicht so ergreifend war wie beispielsweise in „Auf Zehenspitzen berühre ich den Himmel“, so war es dennoch ausreichend um mich zu packen und mitzureißen. Ich liebe Prowse Romane aufgrund ihrer unterschwelligen Spannung, den gut dargestellten Schicksalen ohne dabei zu übertreiben oder doch einmal ins Klischee abzurutschen. Ein großartiges Buch!

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